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durch den Oberfeldherrn Karl von Lothringen befreit wurde. Damit schloß die geschichtliche
Rolle der Burg. Nicht die zerstörende Hand der Türken hat die berühmte Königsburg in
Trümmer gelegt, sondern es geschah dies, damit sie den Räköczy'schen Scharen nicht als
Stützpunkt dieuen könne.
Nach der Vertreibung der Türken war Visegräd nnr noch eine Ruine. Zwischen den
verlassenen Mauern ließen sich im ersten Deeenninm des XVIII. Jahrhunderts Deutsche
nieder, die den Grund zur jetzigen Ortschaft Visegräd legten. Um diese Zeit war die
Herrschaft Visegräd Gegenstand eines zähen Prozesses. Sie war im Jahre 1659 als
Donation an die Grafen Zichy gelangt; der königliche Fiskal jedoch strengte auf Gruud
des Besitzrechtes der Krone einen Prozeß gegen die Familie an und über hundert Jahre
wurde um das Eigentumsrecht der Domäne gestritten. Erst 1767 gelangte die Krone
wieder endgiltig in den Besitz von Visegräd, für die Erhaltung der Burgruine geschah
jedoch auch nachher nichts. Nochmals hundert Jahre mußten vergehen, bis auf die
Anregung durch deu Vifegräder Pfarrer Joseph Viktoriu die Gesetzgebung die theilweise
Restauriruug der Ruine und ihren Schutz gegen völligen Untergang beschloß. Den
Bemühungen des eifrigen Pfarrers ist es zu daukeu, daß ein großer Theil des Burgberges
von Visegräd gegenwärtig parkirt ist, daß vorzügliche Wege zur Citadelle hinanführen
und zum Andenken der Klara Zäch auch eiu würdiges Kreuz errichtet wurde; sei» Verdienst
ist es, daß die Trümmerstätte der Citadelle gereinigt, das Innere der Burg zugänglich
gemacht und der Salomonsthnrm in der Form, in der er jetzt aufrecht steht, völlig neu
erbaut ist. Die aus Landesmitteln vorgenommenen Arbeiten lenkten die Aufmerksamkeit
des Publikums auf die reizend gelegene Ortschaft und es erkannte alsbald, daß sich ihm
hier eine der angenehmsten Sommerfrischen bot. So entstand am Fnße des Burgberges
jeue Reihe eleganter Landhäuser, welche die natürliche Schönheit des Ortes noch besonders
hebt. Auch die wackere Bevölkerung gab sich alle Mühe, Ordnung und Reinlichkeit in
ihrer Ortschaft herzustellen, und heute muß man gestehen, daß eine schmuckere und besser
geordnete Gemeinde in der ganzen Umgebung der Hauptstadt uicht zu finden ist. Und
dann kam auch die Zeit, daß Visegräd wieder einen königlichen Gast in seinen Mauern
begrüßen durfte. Seine Majestät Franz Joseph I. hat kürzlich Visegräd durch seinen Besuch
ausgezeichnet nnd in den wildreichen Wäldern der Gegend gejagt, nicht ohne sich auch
an der entzückenden Aussicht vvm „Predigerstuhl" zu erfreuen. —
Eine kurze Strecke oberhalb Visegräds überschreitet man die Grenze des Pester und
betritt den Boden des Graner Eomitats. Die erste Ortschaft am Wege ist Dömös ; es ist
zugleich die erste Gemeinde rein magyarischer Zuuge oberhalb der Hauptstadt. Man steht
hier ans geschichtlichem Boden, denn Dömös war ein Lieblingsaufenthalt König Belas l.
Er hatte hier ein Schloß, das nach der Überlieferung im Jahre 1063 einstürzte und ihn
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch