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unter seinen Trümmern begrub. Das Königsschloß stand wahrscheinlich auf dem Berge, den
das Volk jetzt Ärpäd-vär (Ärpädsbnrg) oder Pädvär nennt. Auf dem Gipfel sind noch
hente Spuren von Mauerwerk zu sehen. Vor längerer Zeit wurden hier Waffen aus der
Erde zu Tage gefördert. Dömös behielt seine Wichtigkeit auch später. Hier fand im Jahre
1115 Herzog Älmos Zuflucht in der Propstei, die er 1107 gegründet hatte. Diese Propstei
gehörte lange Zeit zu den bedeutendsten, sie hatte 12 Domherren und viele Besitzungen.
Nach dem Tatareneinfall ging sie wohl zu Grunde, wurde jedoch später wieder aufgebaut
und erfreute sich der beständigen Gunst der ungarischen Könige. Zu Anfang des XVI. Jahr-
hunderts wurde sie mit dem Nentraer Bisthnm vereinigt und seitdem ist die Propstei von
Dömös nur noch als Titel erhalten. Ihre Ruinen bezeugen noch jetzt die einfüge Größe.
Südlich von Dömös erblickt man, der Donau parallel hinziehend, den Grat des
Dobogökö, der mit gewaltigen Felsenwänden (,3?erkövelc") plötzlich gegen das Mühl-
thal (Malvmvölxx) bei Dömös abfällt. Das Bild, das man von der Höhe dieses Berges
genießt, ist entzückend schön. Tief unter den Füßen des Beschauers schläugelt sich das
breite Thal der königlichen Donau dahin; weiter im Westen öffnet sich das kleine Alföld,
gegen Ost und Südost die unendliche Ebene des großen Alföld. Im Südwesten schließt
den Umblick die gewaltige Masse des Pilis . Dieser senkt sich gegen Osten und Westen
mit sehr steilen, dicht bewaldeten Abhängen zu Thale, während an seinen südlichen Flanken
zerrissene Felsgruppen übereinander gethürmt starren. Seine Ersteigung ist am interessan-
testen, aber auch am schwierigsten über die schmale Felsschneide, die sich von Pilis-Szäntö
her zum Gipfel hinanzieht. Durch den Wald geht ein bequemerer Weg, und wo dieser
auf die Felsschneide hinausgelangt, öffnet sich die schönste Aussicht. Der Pilis erregt
durch seine Kalkbildungen auch die Aufmerksamkeit des Naturforschers. Der gewaltige
Felsbogen des Vaskapu (eisernen Thores), die Höhlenöffnungen an der Südseite, im
Norden die orgelpfeifenähnlichen Säulen des Feketekö (schwarzen Steines), dann das
Sznrdok-Thal bei Pilis-Szent-Kereßt sind auch landschaftlich bemerkenswerth. Vor
Jahrhunderten standen in dieser Gegend große Klöster und starke Burgen; jetzt führen
hier nur ein paar arme Gemeinden den harten Kampf um das tägliche Brod.
Am Pilis machte König Mla III. im Jahre 1184 den Cistercienserorden ansässig
und bedachte die nach der heiligen Jungfrau Maria benannte Piliser Abtei mit reichen
Gütern. Und eine Abtei geringen Ranges konnte sie nicht sein, denn auch die folgenden
Könige bekleideten sie mit zahlreichen Privilegien und Andreas II. ließ hier seine Gemalin
Gertrud beisetzen, die unter den Dolchen der Verschworenen gefallen war. Der Tatarenzug
verheerte auch die Piliser Abtei, aber im Jahre 1253 stand sie wieder hoch und war noch
reicher dotirt als vorher. Die Türken zerstörten sie 1526 abermals. Seitdem ist von ihr
nichts mehr übrig als ein Titel, den jetzt der Abt von Zirez führt.
Ungarn III. 36
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch