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zahlreichsten vor (Adamich, Gelletich, Francovich, Bareich, Minach, Giacich). Einiger-
maßen kann man sich nach der Schreibweise auskennen, da die italienischen Familien das
Schluß-„tsch" ihres Namens als ck, die kroatischen Familien aber als c schreiben.
Übrigens bringt es die Natur einer Hafenstadt mit sich, daß man unter den Familien-
namen sehr häufig auch auf solche von englischem, französischem, spanischem, deutschem
und magyarischem Ursprung stößt.
Das äußere Bild der Stadt, sowie das rastlose, vielbewegte Treiben auf den
reinlichen, hauptstädtisch dreinschauenden Straßen und Plätzen, den Hafen nicht zu
vergessen, ist überaus interessant und anziehend, besonders für den, der aus dem Mutter-
lande kommt und hier lauter Neues und Eigenartiges erblickt.
Die Altstadt zeigt in jeder Faser italienisches Gepräge, ihr östlicher Kern wird
durch die Via äel Lorso, die schönste und breiteste Straße Fiumes, mitten durchschnitten.
Ihre Gebäude stammen meist aus früherer Zeit und nur ab und zu ragt aus den Reihen
derselben ein neuerer, palastartiger Bau empor, zum Beispiel das Gebäude der königlich-
ungarischen Staatsbehörden. Die mit großen Karststeinen und glattem Cementpflaster
belegte Straße bildet die abendliche Lieblingspromenade der Bevölkerung. Arm und Reich
strömt nach den drückend heißen Sommertagen hierher, um die kühlen Abendstunden guter
Dinge bei allerlei Zerstreuungen und in lebhaftein Gespräch zu verbringen, oft bis nach
Mitternacht, wie ja in den Städten des Südens seit jeher Brauch. Auch die ausgelassene
Lustbarkeit des Caruevals pflegt hier vorüberzubrauseu mit vielem Wagenfahren und
Confettiwerfen. Wer die interessante Bevölkerung Fiumes beisammen sehen will, gehe in
den Abendstunden auf den Corso. Die Einwohner der italienischen Städte schließen sich
nicht so von einander ab, wie dies im Norden der Fall. Auf dem Corso lustwandeln sie
alle nebeneinander, ohne sich gegenseitig zu stören. Das wohlgesittete Volk der niederen
Schichte unterhält sich neben den Vornehmen; Seite an Seite mit dem Sprößling des
alten Patrizierhauses schwatzt der slinkzüngige „Facchino" (Lastträger) fröhlich auf die
Weiber seines Schlages los, und neben der eleganten Dame zeigt sich unbefangen die
barhäuptige hübsche sartorella, wie hier die arbeitsamen, braven Töchter des Volkes
bezeichnet werden. Oft mischen sich Officiere und Matrosen von den Schiffen fremder
Nationen in das heitere Gewühl, das sie noch bunter machen, und das horchende Ohr
erhascht um sich her gleichzeitig Complimeute und Scherzworte in 8 bis 10 Sprachen.
Gegen Abend spielt auf dem Corso oder der nahen Piazza Adamich Militärmusik oder
die städtische Musikkapelle (kanäa eitwäina), letztere nicht selten unter geräuschvollem
Aufmarsch mit farbigen Lampions.
Der Corso, auf dem jetzt allabendlich das ganze gute Publikum Fiumes sich ergeht,
war einst der Mauerzug der alten Festung, der erst seit 1780 Rauiu gewährte für die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch