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Am reichsten an geschichtlichen Erinnerungsstücken ist jedoch in Finme die von
außen sehr schlichte Kirche neben dem Municipalgebäude. Das ist die Kirche des heiligen
Hierouymus, die ekiesa äi 8. Kirolamo, mit ihrem alten Namen ekiesa äei krati
^ostiniani. Sie war einst die Kirche des Convents der Augustinermönche, der im Jahre
1785 aufgehoben wurde.
Der Bau der alten Kirche wurde im Jahre 1315 durch Hugo von Tybino (Dnino),
Erblehensherrn der Stadt, begonnen und durch dessen Nachfolger, den Grafen Raimberto
von Walsee im Jahre 1408 beendigt. Die Capitäne der Stadt und die vornehmsten
Patrizier hatten ihre Begräbnißstätten meist in dieser Kirche. Die Sacristei, einst eine
Kapelle der heiligen Dreifaltigkeit, ist voll mit merkwürdigen alten Jnschriststeinen, deren
einer die Namen der beiden lehensherrlichen Kirchengründer verewigt. In der Kapelle
der heiligen Jungfrau ist die Grabstätte des Burghauptmanns Nikolaus Rauber mit
folgender deutschen Inschrift bezeichnet:
Hie. I^eit. IZeAra>ven. der Tckel. Und.
Vest. Nieolaus. Hauber.
Der. Ksstorbe. XXX. l'aA. «lenvari.
voi NMMI.XXXII. 1^1.
Ferner gibt es Grabsteine aus dem XVI. und XVII. Jahrhundert, u. a. die der
Familien Spingaroli, Paradisi und Troyer, theils mit lateinischen, theils mit deutschen
Zuschriften. An den Außenmauern sieht man, wie im Hofraume des Duomo, die während
des Baues aus der Erde ausgegrabenen römischen Votiv- und Grabsteine eingemauert,
alle mit ihren Legionsbuchstaben bezeichnet.
Ein bemerkenswerthes Denkmal in der Altstadt ist noch die Votivkapelle der
Heiligen Fabian und Sebastian, im Jahre 1291 nach der damaligen Pest errichtet und
vor kurzem restaurirt. Die Madonnenstatue des Altars und die Säulen sind auch hier
Kunstwerke.
Die übrigen Kirchen Finmes, darunter die (1610 gegründete) Franciscanerkirche, ent-
halten kaum etwas geschichtlich Denkwürdiges und bieten auch kein künstlerisches Interesse.
Hat man die alten Kirchen und Kunstdenkmäler der Hafenstadt in Augenschein
genommen, so fühlt man sich eigenthümlich angeregt, die wechselvolle Geschichte Finmes
zu erfahren, an die man durch so verschiedenartige Alterthümer erinnert worden ist. Auch
haben sich schon sehr viele hervorragende Schriftsteller, und etliche in eingehender Weise, mit
der Vergangenheit der Stadt literarisch beschäftigt, allein trotzdem läßt sich nicht behaupten,
daß über das Sammeln und Aufklären von Daten hinaus etwas geschehen sei. Das Werk,
das die Geschichte der Stadt vollständig und in allen Einzelheiten erschöpfend erzählen
soll, bleibt noch immer zu schreiben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch