Seite - 18 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Bild der Seite - 18 -
Text der Seite - 18 -
18
nahe der Jnnbrücke bei Brixlegg liegt das Wahrzeichen der Wassergefahren Rattenbergs,
ein riesiger Rollstein, an welchem das Steigen des Jnnflusses die herannahende Gefahr
verkündet. Brixlegg! Wer denkt hier nicht an L. Stenb, durch den es ja groß geworden
ist, dieses Dorado der Besucher des Unterinnthals. Am Fuße der Gratlspitze, eines Aus-
sichtspunktes ersten Ranges gelegen, vereinigt es Alles, was man an solchen Punkten zu
suchen pflegt: Kunst und Natnr! Welch herrliche Aussicht auf der in einer Viertelstunde
zu erreichenden Hohen Kapelle! Welch prächtiges Schloßbild bietet Matzen, die Heimat
des tirolischen Kartographen Georg Mayr („Topomayr")! Welch liebliche Lage des Bades
Mehren mit dem Reitherkogl im Hintergrunde! Endlich — welch interessantes Gebiet der
Erzgruben am Geyer, am Kogl, in der Manknerezze — mit ihren zahlreichen Mineralien!
Südwärts öffnet sich das Alpbachthal, ein kleiner Thaleinschnitt im Thonglimmerschiefer,
der im Hintergrunde von den Zillerthaler- und Wildschönauerbergen eingeschlossen ist und
sich durch einen prächtigen Menschenschlag mit hochinteressanter Tracht der Frauen, sowie
durch die Eigenart des Baustils in gleicher Weise auszeichnet.
Im Norden liegt unweit des mächtigen Bergsturzes, einem kahlen Marmorbrnche,
zum „rothen Gschös" genannt, Dorf an Dorf im wohlbebanten Thal wie im lieblichen
Mittelgebirge, und über dem freudigen Wiesengrün und den üppigen Baumkronen rauchen
mächtige Schlote der Messing- uud Glashütten; vor uns ruhen die prächtigen, mit Seerosen
überdeckten Reinthalerseen, hoch oben am Sonnwendjoch liegt die fossilienreiche Alpe
Ladoi und der wundervolle Zireinersee, und tief hinein das Brandenberger Joch entlang
führt ein schönes Alpenthal ins Brandenberg, in welches bei Jnnerort das schluchten-
artige Steinbergthal iu waldiger Gegend am Fuße des Gnfser einmündet, in dessen
Buschwerk die dornige Stechpalme, die am Palmsonntag mit den Palmkätzchen geweiht
wird, eine prächtige Abwechslung bringt. Im Hintergrund liegt die Erzherzog Johann-
Klause, ein massiver Wasserbau, durch welchen nach der Schneeschmelze das Holz abgetriftet
wird, und schon eine halbe Stunde dahinter grüßt uns das freundliche baierifche Förster-
haus Falep, am Kirchtag der Sammelplatz der Umwohner aus Tirol und Baiern, die
Heimat des Schuhplattlers.
Unmittelbar hinter Brixlegg folgt das Städtchen Rattenberg, zwischen Jnnstrom
und Schloßberg malerisch gelegen; diesen krönt eine verfallene Beste, dnrch die Ent-
hauptung W. v. Bieners, des Kanzlers von Tirol, wohl allerorts bekannt geworden;
grünend Gebüsch und melancholischer Epheu rankt um die alten Mauerreste. Die Strecke
bis Kuudl, das sogenannte Kundlerfeld, ist ziemlich eintönig und weder das Mittelgebirge
jenseits des Inn noch die rechts oben ausmündende Wildschönau vermögen der Gegend
jenes freundliche Gepräge zu verleihen, die uns bald darauf bei W örgl erfreut. Dieses ist
in einem weiten Thalkessel gelegen, welcher zur Rechten die Klippe der von einer Kapelle
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch