Seite - 20 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Nun erscheinen die Zacken der mächtigen Treffauerspitze und ihre Ausläufer, dauu
am Fuße des überhängenden Pendling auf einem ifolirten Felsenhügel die das Thal
abschließende Festnng Geroldseck, das freundliche Städtchen Kufstein krönend. Im Westen
zeigen sich nur müßige, meist bewaldete Höhen, während im Osten und Nordosten die
phantastischen Spitzen und Kuppen des durch Vorberge gedeckten wilden und zahmen
Kaiser sich erheben, zwischen denen das prächtige Kaiserthal eingebettet ist. Ein schmaler
Pfad führt dnrch die enge Klamm des herabstürzenden Sparchenbachs hinein über Platten
und Holzstufen; allmälig hören die Feldculturen auf uud verschwinden die lieblichen
Voralpenhügel, und je höher wir steigen, desto großartiger gestaltet sich das Bild, desto
greulicher drohen die schroff abstürzenden Wände des Hinterkaiser mit seinen bizarren
Zacken, desto herrlicher wird das Panorama von der weiten Ebene im baierischen Norden
bis zu den eiserstarrten Tanernriesen iin fernen Süden. Und unten in der Tiefe spalten sich
Thäler und Thälchen, wechseln saftige Fluren mit Waldesdunkel, hier stattliche Schlösser
oder zerfallene Burgen, dort schmucke Dörfer inmitten freundlicher Obstbaumparke; zahl-
reiche Seen ziereu die Landschaft, bald wildromantisch, wie der Schrecken- und Hechtsee,
bald lieblich wie der wiesenumrahmte Walchsee tief driuneu im Thal — und ziehen im
klaren Wasserspiegel die Hochziunen der Alpen zn sich in den Schoß. In der Nähe des
Städtchens ladet uns die pittoreske Kienbergklamm zum Besuche ein; weitere Ausflüge
führen uns in das wildreiche Thier seegebiet, dessen Bewohner mit dem biederen Jakob
Sieberer an der Spitze als Grenzhüter, namentlich in dem Kriege 1809, berühmt
geworden sind, oder zu dem mit einer Gedenktafel versehenen Zollhause, in welchem am
4. September 1819 der tirolische Dichter und Naturforscher Ad. von Pichler geboren wurde,
oder nach Erl, dem letzten ob seiner drastischen Banerneomödien auch im Nachbarlande viel
genannten und vielbesuchten Dorfe Tirols; Freunde von Versteinerungen besuchen Reit
im Winkel bei Kössen, den berühmtesten Fundort der Leitfossilien, einer von da her mit
dem Namen Kössenerschichten bezeichneten Schichtengrnppe, welche mit dem englischen
Bonebed im Alter übereinstimmt.
Im Schoße der nördlichen Kalkalpen entspringen zwei in der Richtung nach Norden
verlaufende Flüsse, der Lech und die Isar.
Das Lechthal ist eines der größten und abwechslungsreichsten Thäler Tirols,
dessen wildzerrissene kahle Gipfel, von denen die dreizackige Müdelegabel die schönste, die
Parseierspitze die höchste und der Hochvogel der am leichtesten zu besteigende ist, bisher
wohl nur von Wenigen betreten wurden; auch die Bewohner haben bis zum heutigen Tage
ihre eigenthümliche, vom Tiroler mehrfach abweichende Originalität unversehrt zu erhalten
vermocht. Und wenn ihm die Natur auch eine majestätische Gletscherkrone versagt hat, wie
sie jenseits des Jnnslnsses die Centralalpen schmückt, so bietet es doch nichtsdestoweniger
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch