Seite - 30 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13

30 Timbljoch (2.480 Meter) in großartiger Alpenscenerie auf und führt eiu beliebter Pfad ins Ötzthal. Die Sarnthaler Alpen bilden ein ziemlich ifolirtes, zur großen Ötzthalergrnppe gehöriges Gebirgsplateau in der Gabelung zwischen Etsch und Eisack mitten im Herzen Tirols, eingebettet zwischen den mächtigsten Gebirgserhebnngen des Landes. Keine Spitze überragt die Grenze des ewigen Schnees und uur wenige, wie der Hirzer bei Meran, dominiren über die umragenden Gipfel. Und doch gehören sie wegen ihrer weitumfasseudeu Fernsicht und ihrer centralen Lage zu den dankbarsten des Landes und lassen den Mangel hervorragender Naturschönheiten in den wenig eingeschnittenen Thälern leicht vermissen. — Das Hauptthal, das Sarnthal , wird in seiner ganzen Länge, welche bei 11 Stunden beträgt, von der Talfer durchflössen. Die untere Hälfte bildet einen tiefen Einschnitt in das Porphyrgebiet mit zum Theil lieblichen, zum Theil wildromantischen Ausblicken und zahlreichen Schlössern und Ruinen. Dem Mäusethurm bei Bingen ähnlich, ragen das Schloß Ried mit feinem Thurm auf einem Felsen mitten iin Flusse empor; nebenan erheben sich die Ruine Rafenstein und die Mauern des Fingellerfchlosses zur Linken, die Ruinen von Wangen zur Rechten; die Schlucht wird immer enger und enger und mündet in den Macknerkessel mit seinen wild durcheinander geworfenen Felsblöcken: hinter ihm erhebt sich der magische Johanneskofel mit seinem friedlichen Kirchlein. In einer Thalweitung erscheint alsbald der Hauptort, das Dorf Sarutheiu mit den gräflich Sarntheiu'scheu Ansitzen Kellenburg,Rheiueck.Kräuzelsteiu und dem Bade Schörgau. Endlich spaltet sich das Thal in den fortlaufenden Hauptast des Penserthals und in einen nordöstlich verlaufenden Seitenast des Dnrnholzerthals, mit dem prächtigen Dnrnholzersee, einem wahreu Meerauge der Alpen; von da leiten mehrere Jochübergänge ins Passeier-, Jaufeu- und Eifackthal. Im Osteu erscheint der Ritten gewissermaßen als Anstiegterrasse angehängt, ein Mittelgebirgsrücken, der sich vom Mündungswinkel des Sarn- und Eisack- thals in einer mittleren Höhe von circa 1.000 Meter hinzieht und mit Wiesen und Wäldern, Bauernhöfen und Villen reich besiedelt ist. Die schöne Landschaft, die milde Luft, die prächtigen Aussichtspunkte haben ihn zum Liebling derBozener Elitegesellschaft gemacht, welche die heißen Tage des Hochsommers daselbst verbringt, und wer den Ritten besucht, versäumt auch uicht, das Rittuerhoru (2.257 Meter) zu besteigen und sich die Erdpyramiden bei Lengmoos zu besehen, schlanke Pyramidchen aus Porphyr-Detritus vou 6 bis 12 Meter Höhe, welche an ihrer Spitze mächtige Felsblöcke, oft selbst Bäume tragen und zu Hunderte« an den abschüssigen Wänden des Finsterbachs sich gegen das Thal herabziehen. Der Brenner bildet die allbekannte Wasserscheide zwischen Pontns und Adria, ein tief eingeschnittener Sattel (1.362 Meter), auf dem goldene Aurikelu, feurige Alpenrosen und duftende Brunellen in reicher Fülle blühen; zwischen den jäh abfallenden Felsen jagt