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schlnchtenartig gegen den Fuß des Olpcrer (3,489 Meter) und gestattet einen prächtigen
Übergang ins Tnx; die Fahrstraße hat jedoch gar bald in kürzerer Linie den nächsten
größeren Ort Steinach erreicht, ein freundliches Dorf mit einer mächtigen zweithürmigen
Kirche, den Geburtsort der Maler M. Knollcr uud G. Mader. Es ist in der Nähe der
Ausmündung dreier Thäler reizend am Fuße des Steinacherjochs gelegen, unter dessen
Spitze Professor Ad. von Pichler Schiefer mit Pflanzen der echten Steinkohlenformation
entdeckt hat, das einzige derartige Vorkommen in Tirol. Bald lacht uns zur Rechten das
weit sichtbare Katharinen-Kirchlein am Eingang in das freundliche Navisthal entgegen,
in dessen Hintergrund das Rosenjoch sich erhebt mit seiner bunten Pflanzendecke, unter
welcher das Zwerglein der Hahnenfußarten, ein Bruder des uordischeu, als Seltenheit
hervorguckt; daneben erhebt sich das Psonserjoch, an dessen Fuß der Matreier Marmor
(0^kicalcit) gebrochen wird, ein buntes Conglomerat aus Kalksteiu und Serpentin, ein
wichtiger Rohstein der tirolischen Kirchenornamentik. Wir sind in Matrei angekommen,
das in einer freudig grünen Thalweitung gelegen von der schönen Burg Trautsou gekrönt
wird; an der Berglehne rechts liegt Latschburg und Ahrenholz mit dem Debernsee. Vor
Innsbruck mündet die Brennerbahn mit einem Tunnel aus, wo in enger Schlucht unter
dem Berg Jsel die Till hervorschäumt, uuweit der alten Römerstraße, neben welcher auch
die ueue Brennerstraße, in schön gewundenen Serpentinen zwischen Wiesen, Fluren und
Moränenschotter herabziehend, das Innthal erreicht.
Die Zillerthaler Alpen werden durch die Silk, den Inn und die Rienz begrenzt;
im Osten hängen sie mit den Tauern, von denen sie wohl ein Glied bilden, und mit dem
Kitzbühler Schiefergebirge zusammen. Auch sie impouiren durch ihre Gipfel- und Kamm-
erhebung, durch ihre Großartigkeit und Abwechslung in den Landschaftsbildern, sowie
durch ihren Reichthum an Gletschern. Wie bei der Oetzthalergrnppe dacht sich das
Terrain der Zillerthaler Alpen allmälig nach Norden ab, während es nach Süden steiler
abfällt. Drei Hauptthäler führen an ihren gewuchtigen Körper hinan: vom Innthal aus
das Zillerthal, das ihnen den Namen gegeben, vom Eifackthal aus das Pfitfchthal und
vom Pusterthal aus das Tauserer Ahruthal, vieler kleinerer hier nicht zu gedenken.
Das nördliche Hauptthal dieses schönen Gebirgszuges, das Zillerthal, beginnt
mit breiter Thalmündung bei Straß. Rechts obeu liegt die Ruine Notteuburg, einst Ansitz
des Minnesängers Heinrich von Rottenbnrg; weiter an der Straßenecke die prächtige
Einsiedelei Brettfall. Der erste Eindruck, den der Besncher dieses weltberühmten Thals
erhält, entspricht keineswegs den darauf gesetzten Hofsnungen, deuu in ziemlicher Monotonie
zieht sich das Thal zwischen Feldern und Wiesen, Äckern nnd Sümpfen, die von mäßig
hübschen Kuppen umsäumt werden, vorwärts nach Schlüters nnd Fügen, dem Geburtsort
des Bildhauers Nißl, bis Kaltenbach. Bis hierher trägt das Thal Mittelgebirgscharakter;
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch