Seite - 34 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Heinzenberg oder auf schönem Wege über die Platte nach Krimml zu den berühmten
Wasserfällen.
Ins obere Zillerthal führt ein freundlicher Fußweg am linken Zillerufer nach
Mayrhofen in der lieblichsten Gegend des ganzen Zillerthals, an der Mündung der großen
sich vielfach verzweigenden Hochthäler gelegen, von einem Kranze der schönsten Gebirge
umschlossen: links erhebt sich die schneeige Spitze des Ahorn, rechts der Grünberg, in der
Mitte die abgestutzte Pyramide des Tristenspitz („Tristner") und der Eisgipfel des
Groß-Jngent.
Hier eröffnet sich in vollster Pracht der Hochgebirgswelt das eigentliche Ziller-
thal des Touristen, des Malers, des Naturforschers, in landschaftlicher Beziehung ein
wahres Prachtstück der hehren Alpenwelt. Sanfte und liebliche Bilder des Culturlandes
wechseln in rascher Folge mit hochpittoresken nnd romantischen, von schäumenden und
sprudelnden Wildwässern durchtobten Thalengen, über denen sich das blaue Himmels-
zelt von dem hoch droben am Bergessaum thronenden grünen Fichtenbande auswölbt.
Lichtgrüne Lärchbäume geben den schwarzgrauen wilden Felsgebilden, auf denen sie
emporsprossen, ein gefälliges Gepräge und hoch über Alles recken sich die leuchtenden und
blinkenden weißen Firndome bis weit hinauf in das Himmelszelt, ihre silbernen Gletscher-
ströme tief zn Thal sendend. Das östlichste Thal ist der Zillergrund, dessen letzte
Thalortschaft Häusling bereits 1.055 Meter hoch liegt. Den Thalschluß bildet die amphi-
theatralische Scenerie der Eisberge zwischen dem Reichenspitz und Rauchkofel; inmitten
liegt ein kleiner Alpensee.
Das zweite Thal ist der begletscherte und meistbesuchte Sti l lupgrund mit
prächtigen Wasserfällen, von denen der Doppelfall bei der Taxachalpe 1.500 Meter hoch
ist. Aber der längste und schönste der Zillerthalergründe ist derZemmg rund. „Wer diesen
nicht besucht" — schreibt Amthor — „hat Zillerthal nur zur Hälfte gesehen; einen größeren
Schatz erhabener Naturscenen, eine reizendere Abwechslung zwischen grünenden Wiefen-
plateanx, schauerlichen Felslabyrinthen und blendenden Eis- und Firngehängen findet man
auf einen so kleinen Raum zusammengedrängt fast nirgends mehr in Tirol." Die Perle
desselben ist der Karlsteg, ober welchem sich das wildreiche Floitenthal entfaltet, mit dem
Floitengletfcher und der Baumgartenalpe in hocherhabener Scenerie, bekannt als der letzte
Punkt des deutschen Bodens, auf welchem Steinböcke erlegt wurden.
Bei der Alpe Breitlahuer zweigt sich der Schwarzensteingrund ab, und wenn auch
alles bisher Geseheue in seiner Weise ganz einzig schön genannt werden darf, so duldet
dieser Superlativ hier uoch eine weitere Steigerung: der Schwarzensteingrund mit der
Alpe Waxeck, der Schwarzensteinalpe und dem Röthenbodensee,— er ist das Schatzkästlein
des Zillerthal.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch