Seite - 36 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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der Originalität ihrer Sitten wie ihrer Sprache durchwanderten, sind wohl als die ältesten
commis vo^gAsurs Tirols anzusehen; heute haben sie es nicht mehr nöthig, ins Ausland
zu reisen; können sie ja in ihrer Heimat alle Welt begrüßen!
Eine zweite Eintrittslinie in die Zillerthaler Alpen bildet das Pfitscherthal.
Dieses mündet östlich von Sterzing am linken Eisacknfer in reizender Umgebung ein nnd
ist reich an seltenen Mineralien wie an landschaftlichen Schönheiten. Man betritt es bei dem
Dorfe Wiesen und gelangt den wildtobenden Pfitscherbach entlaug zu den Riesenblöcken der
Wehr, zwischen denen die schäumenden Wassermassen desselben ihr buntes Spiel treiben,
so daß man ihn gerne noch tiefer ins Thal hinein verfolgt. Auf grünem Wiesenplane liegt
tief drinnen im Thal Kematten (Ansserpsitsch), von der wilden Kreuzspitze (3.130 Meter)
majestätisch überragt; dann folgt mit prächtigem Vorblick auf die Zillerthaler Riesen, den
Weißen Zinth und den Hochfeiler das Dorf St. Jakob (Jnnerpsitsch). An den letzten
Häusern von Stein endlich gewinnt die Gegend vollauf den echten Hochgebirgscharakter,
und auf mäßig steilem Reitweg gehts dann hinan zum Pfitscherjoch (2.231 Meter) mit
prächtiger Fernsicht und durch das wilde Pfitschergrüudl hinaus ins Zamser- und Zillerthal,
„ein Jochübergaug, der dem Taueruweg an Werth wohl an die Seite, an leichter Beschreit-
barkeit weit vorausgestellt werden muß".
Aus dem südlich gelegenen Pusterthal führt das Tauserer- oder Ahruthal in
den Kern der Centralalpen, das in einer Länge von 13 Stunden und in einer mittleren
Erhebung von 1.100 Meter die Zillerthaler Alpen südöstlich begrenzt. Sein unterer Theil
trägt ganz den Charakter des Pusterthals, sein oberer jenen des nachbarlichen Zillerthals,
in welches auch zahlreiche Übergänge führen. Das erste Dörfchen des Thals, Gais, ist
durch seine Kirche aus dem X. Jahrhundert eines Besuches werth, und gerne verweilt
man hier einige Tage, um die nahen Berge zu ersteigen oder im stillen Mühlbacherbad
einige Zeit auszuruhen. Über die wildromantische Katzenleiter erreicht man alsbald
unter schönem Ausblick auf den Eiskegel des Löffler den Hauptort Saud-St. Moritz, mit
der malerischen Burgruine Taufers, welche dem ganzen Thale den Namen gab. Taufers
ist wohl einer der schönsten Punkte des Landes. Wer hätte nicht seine vollste Freude am
Besuche des Schießstandes, der uns den großartigsten Einblick in die Gletscherwelt des
Hintergrundes gewährt, oder an den mächtigen Rainbachfällen oder an der Mühlenerklamm
oder am prächtigen Schlosse Taufers, einer der reichsten und herrlichsten Burgen in den
deutschen Alpen, oder an den Aussichtswarteu von Aschbach, Michlreis und der St. Wall-
burgkapelle? Wer würde nicht mit Begeisterung erfüllt über dieSchönheit derGegend, wenn
er zum Speichberg aufsteigt oder einen Ausflug ins Rainthal oder ins Mühlwalderthal
unternimmt, zwei Thäler, in denen all die Pracht unserer Alpen auf den kleinsten Raum
zusammengedrängt ist und in denen die herrliche Riesersernergrnppe im Schnebigen Nock
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch