Seite - 39 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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dann vorüber längs der breiten weißschäumenden Ache zu der aufgelassenen Kupferschmelze
am Jochberg, dem Geburtsort des Tiroler Helden Anton Oppacher. Erst in schwacher
Steigung thalaufwärts, dann nach Überquerung der Ache etwas steiler gelangt man
zunächst zum Wirthshaus an der Wacht mit hübsch gelegener Kapelle und hierauf in einer
Serpentine zum PaßThurn, einer früheren Befestigung, von wo aus man einen berückenden
Ausblick auf die Tauerukette und Mittersill, den nächsten größeren Ort im Pinzgan,
genießen kann. Nicht weniger reich wie an Thal- und Mittelgebirgsausflügen ist die
Umgebung von Kitzbühel auch an Hochgebirgstouren, unter denen das Kitzbühler Horn
(1.994 Meter) wohl weitaus die lohnendste ist. Unter der mit einer Kapelle gekrönten
Spitze liegt eine Felsengrotte mit schönen Tropfsteinbildungen. Der Abstieg kann nach drei
Seiten hin gemacht werden, und Mancher zieht es vor, in dem acht bis neun Stunden
langen „Pinzgauerspaziergaug" in circa 1.800 bis 1.900 Meter Höhe über mehr als ein
Dutzend Spitzen zur Schmittenhöhe zu wandern, ein Weg, dessen mühelose Begehung
einen ununterbrochenen Anblick der Elitespitzen der Tanernkette bietet. Doch nun verlassen
wir das liebliche Städtchen. Welches von beiden wohl schöner gelegen sei — Kufstein
oder Kitzbühel? Freuen wir uns, daß im tirolischen Ehrenkränzlein zwei solche Perlen
prangen!
Der Weg zieht nun nordwärts den Röhrerbühel entlang, der noch um das Jahr
1600 viel Silber und Kupfer lieferte und sich damals des tiefsten Schachtes in Europa,
bei 900 Meter, rühmen durfte. Bei St. Johann, am Nordfuß des Kitzbühler Horns
gelegen, vereinigen sich die Pillerfeer-, Kitzbühler- und Reinthaler-Ache zur Großache, deren
Gebiet hier das Leukenthal genannt wird, ein Dolomitenpfad im Kleinen. Den Walder-
berg entlang gelangt man nach Fieberbrunn, das seinen Namen von einer Quelle schöpfte,
die 1354 Margarethe Manltasch vom Fieber befreit haben soll; über dem langgestreckten
Dörfchen ruht der schön gelegene Wildalpsee und erhebt sich eine Reihe der prächtigsten
Gipfel. Nördlich vom nahen St. Ulrich verengt sich das Thal und es erscheint die Felsen-
klamm der Waidringer Öfen mit ihren schneeweißen, grotesken, fast vegetationslosen
Kalkkegeln, die von der Strnbache durchflössen und belebt werden; den Boden bedecken
die dunkelgrünen Blätter der Nießwnrz, an den Felsen hängen die Purpurrädchen der
Cistalpenrofe — eine wahrhaft prächtige Tricolore. Hinter Fieberbrunn folgen die
herrliche Moosbachschlucht und in sehr bilderreicher Landschaft das Hochmoor („Filz")
von Hochfilzen nahe der Landesgrenze.
Außer dem Brenner vermittelt über die Centralalpen nur noch eine fahrbare Straße
die Verbindung zwischen Süd- und Nordtirol, nämlich die über die Malser Haide oder das
Reschenscheideck im äußersten Westen des Landes. Diese der Brennerstraße an Bedeutung
weit nachstehende Übergangslinie zweigt an der Jnnstraße ab, zieht am Schloß Nanders-
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch