Seite - 60 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Ortschaften, in welchen die Laute dreier Sprachen, der deutschen, italienischen und
ladinischen, erklingen.
Wir haben bereits den herrlichen Rosengarten, den Schlern und die Marmolata
bewundert — sie zählen zu dieser Gruppe —, den ersten Rang nimmt aber zweifellos das
Dolomitgebiet von Ampezzo ein, das von Toblach aus auf der gegen Süden nach Italien
führenden Ampezzanerstraße begangen wird, der an landschaftlicher Großartigkeit wohl nur
wenige der Erde nahe kommen. Schon der waldige Eingang mit dem prächtigen in der
Tiefe liegenden Toblacher See, auf dessen Oberfläche sich die ersten Dolomitkegel spiegeln,
dann wieder die enge Schlucht zwischen dem Kitzklammkopf und dem Klauseukofl, welche
mit der Klausbrücke abschließt, endlich die Weitung mit dem Monte Piana (2.296 Meter)
und dem Monte Cristallo (2.929 Meter) im Hintergrund und dem weltberühmten
Höllenstein (I^inZi-o) im Vorblick, dem sich am Dürrensee auch die Drei Zinnen
(2.529 Meter) hinzugesellen, — dies sind Punkte, an denen die Natur wahrhaftig
ihre ganze Großartigkeit entfaltet hat. Blanke Eisgürtel blitzen um die nngeberdigen
Leiber, darüber strecken sich abenteuerliche Riffe hochmüthig und schauerlich in den blauen
Äther, erglühend in Heller Purpurschminke unter dem Scheideknß der sinkenden Sonne
oder im Frühgold lodernd steingewordenen Flammen gleich. Tief drinnen zwischen dem
Monte Piana und dem Monte Cristallo liegt der Mifurina-See, umsäumt von den
schönsten Spitzen der Dolomiten, so dunkel, so ruhig, so ewig . . .
Immer mehr und mehr nagt sich die Fahrstraße im Fels ein und langsam, doch
stetig ansteigend windet sie sich hin am Fuße der Rothwand (3.133 Meter), die
ihren Namen wahrlich nicht umsonst trägt und an deren Grund der Weiße und der
Schwarze See gelegen sind, — weiß vom Widerstrahl der Dolomitfelsen, schwarz vom
düsteren Wäldergürtel über ihm. Indem die Straße nun allmälig sinkt und abwechselnd
die schönsten Ausblicke gestattet, weitet sich das Thal immer mehr und mehr aus, die
Tosana, der Antelao (3.253 Meter) werden sichtbar und verschwinden mit Dutzenden von
anderen Spitzen wieder, bis endlich ein Rahmen das ganze Bild umfaßt: Cortiua
d'Ampezzo. Es ist schwer zu entscheiden, ob die Natur, die Dolomitenwelt, oder die Kunst,
die berühmten Intarsien- und Filigranarbeiten den Ort berühmt gemacht haben; das aber
steht fest: er verdient seinen Ruhm!
Ein zweites Dolomitgebiet umschließt das Sextenthal, eines der schönsten des
Landes, welches am Eingang in reizender Waldeinsamkeit das Wildbad Jnnichen
beherbergt; weiter einwärts folgt am Fuße des aussichtsreichen Helm (2.430 Meter) der
Hauptort Sexten und das Fischeleinthal, dessen Krone, der Fischboden, wieder ans einem
Kranze der schönsten Dolomitzacken geflochten ist, von denen der Zwölferkogl (3.085 Meter)
und die Rothwandspitze (3.075 Meter) die höchsten sind.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch