Seite - 62 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Geiselberges, mündet das Antholzer Thal, welches uns in etwa sechs Stunden an den Fuß
der Rieserferner Gruppe führt und „in dessen Eiszinnen und Felshörnern, verbunden mit
dem freundlichen Grün der Thalsohle und des Antholzer Sees, ein Bild von erstaunlicher
Großartigkeit gewährt". Dieser, 1,W0 Meter lang und 300 Meter breit, ist gar malerisch
zwischen den Eiskolossen eingelagert; ein schmales Waldband umsäumt ihn. Über ihm
liegt, auf schlechtem Pfade erreichbar, der Obersee, am Übergange ins Knutenthal uach
St. Wolfgang oder nach Defereggen. Und nun folgt der schönste Punkt des ganzen Thals,
wo zur Rechten der vergletscherte Schwarzensteingrund mit dem mächtigenLösfler hernieder-
leuchtet in das Dunkelgrün der prächtigen Wälder, wo die Bahnlinie in plötzlicher Wendung
unter der Lambrechtsburg in weiter Ebene ihren kühnen Bogen zieht, wo am Fuße des
Krouplatzes ein düsteres Schloß ein freundlich lachendes Städtchen krönt: Brun eck.
Wie lieblich es daliegt mit seinen netten Häusern an der brausenden Rienz und seiner
schönen im römischen Stil erbauten Pfarrkirche und sich freut seiner alten Edelsitze und
seiner neuen Gäste. Was aber Bruneck erst recht seinen vollen Werth verleiht, das sind
die größeren Touren, die von hier aus unternommen werden können und welche die
Gebirgswelt im Nord und Süd so recht zur Anschauung bringen. Da ist zunächst das
Gaderthal, beherrscht vom großen Seekofl (2.808 Meter), dessen Panorama vom
Adamello bis an die Tauern und von der Hochalmspitz: bis zum Ortler reicht. Von hier
gelangen wir auch auf den durch seinen Reichthum an Versteinerungen berühmt gewordenen
classischen Boden von St. Cassian, oder, wenn wir uns „im grünen Thale der Gader"
rechts wenden, bei Colsnschg und Corvara in eine „Dolomitlandschaft des prächtigsten
Stils!"
Während Enneberg sich nordwärts öffnet, ergießt der Cordevolebach sein hell-
schäumendes Wasser nach Süden; er bildet das Buchensteinerthal, in welchem Andraz
der Ausgangspunkt für die Sottogudafchlucht und den Alleghefee ist; weiter im Süden
strebt das Gletschermassiv der Marmolata (3.494 Meter) empor.
Hinter Bruneck folgt das auf einem schroff abfallenden Felsenkopfe gelegene, einst
so mächtige Frauenkloster Nonnenburg und das Schloß Ehrenburg, dann Vintl an der
Mündung des Pfundersthals mit der Pfundersklamm, welche über herrlichen Alpenmatten
und dem wildtobenden Thalbach begangen wird, eine Perle des Landes, die mit vollem
Rechte der Doruauklamm, der viel besungenen, an die Seite gestellt wird. Nun rücken
die Berge, von der Eidechsspitze und der Wilden Kreuzspitze (3.130 Meter) überragt,
immer enger aneinander zum Engpaß der Mühlbacher Klause, vor deren südlichem
Eingange Mühlbach liegt, ein freundliches Dorf mit etwas Weinbau, der bis dahin
und im Mittelgebirge bis Schabs seine Vorposten ausgesandt hat. Links darüber liegt
Spinges.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch