Seite - 75 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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anschwellen, gleich einem seine Kette brechenden Sclaven ein drohender Feind der Stadt,
fließt er in zwei gleichbenannten Armen aus den beiden Thälern von Terragnolo und
Vallarsa. Die Arme scheiden sich eine Strecke weit hinter Rovereto und haben einen
massigen Bergstock zwischen sich, welcher an der Südostecke im Pasübio (2.232 Meter)
gipfelt; die vielen kleinen Dörfer, Weiler und Gehöfte bilden in beiden je eine große
Gemeinde und eine Pfarre. Terragnolo ist arm an ertragsfähigem Boden und hat darum
eine sehr arme Bevölkerung; besser ist das auch landschaftlich anziehende Vallarsa daran.
In beiden Thälern, wie in der vorne am scheidenden Bergstock gelegenen großen
Gemeinde Trambileno ist die ehemalige deutsche Haussprache verschollen und sind nur
noch viele Hunderte von deutscheu, manchmal schon sehr entstellten Örtlichkeitsnamen
geblieben. Wer möchte beispielsweise auch gleich im heutigen Anghöben (Dorf), Braecia-
valle, Gnarindole, Lolisbeck und anderen ein ehemaliges Langeben, Wasserfall, Bogen-
rinnele, Holzweg (italienischer Artikel io vorgesetzt) wiedererkennen?
Ein landschaftlich anziehender Punkt findet sich östlich von Rovereto bei der hohen
Brücke von San Colombano. Unterhalb derselben, in der Hölle (inkernc»), wie die
Stelle heißt, fließen die beiden Leno zusammen-, der eine von Terragnolo aus einer
grausigen tiefen Felsenklamm, durch welche eine neue Straße durch die Felsen gesprengt
ist, der andere aus Vallarsa unter einer breiten Felsenwand vorbei, in deren Mitte von
unten aus zugänglich die ehemalige Einsiedelei San Colombano wie an die Felsen
angeklebt erscheint. Hinter der erstgenannten Schlucht wie hinter der Einsiedelei einwärts
sind Thalsperren gebaut, denen im Interesse des Fortbestandes von Rovereto unver-
wüstliche Daner und Haltbarkeit zu wünschen ist.
An Rovereto schließen sich thalabwärts in kurzen Zwischenräumen die Dörfer
Lizzanella und Lizzana an, letzteres ein uraltes Pfarrdorf. Zwischen beiden ragte
einst auf einem rauhen felsigen Bergvorsprung das Herrenschloß Lizzana; heute stehen
dort ein bescheidenes Landhaus und einige altersgraue Mauern. Von dort aus überblickt
man am besten das große, eine Fläche von 347 Hektar bedeckende Schutt- und Steinmeer,
die Slavini di Marco, nach dem an ihrem Südrand liegenden Dorf Marco benannt,
welche in verworrenen Felstrümmern und Schutthalden vom Fuße des Berges Zugna
bis zur Etsch, eigentlich noch darüber hin, ausgebreitet liegen. Mit schwerer Arbeit hat
bäuerlicher Fleiß dort einige kleine Weinberge dem Schutt abgerungen; es gedeihen dort
Reben, die einen feurigen Wein geben. Am Berge Zugna zeigen sich über dem erhöhten
Ostrand des Steinmeeres einige breite und lange Rutschflächen, welche nicht begehbar
sind; ob nun aber die Slavini infolge eines Bergsturzes entstanden oder uralte Gletscher-
moräueu sind, darüber sind die Ansichten getheilt. Blickt man vom Schloß Lizzana auf
die Slavini nieder, sobald nach einem Gewitterregen die Sonne wieder scheint, so
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch