Seite - 84 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Der Hauptort des Thals ist der Markt Cavalese mit einer alten gothischen Pfarr-
kirche, welche außerhalb des Orts auf einem freien, eine hübsche Rundsicht bietenden
Platze steht. Daneben finden sich unter Linden ein steinerner Tisch und Steinbänke, einst
das Forum von Fleims. Thalanswärts liegen nach einander die Ortschaften Tesero,
Panchia (südlich davon in einem grünen Bergthal das bescheidene Bad Cavelonte)
und Ziano, dann das stattliche Predazzo, wo das Thal sich gabelt. Ostwärts führt
durch das Thal des Travignolobachs eine neue Straße zum einsamen waldumschlossenen
Gasthaus von Paneveggio, von dort über Wiesen und Alpen hinauf zum Paß
le Rolle (1.956 Meter) und dann abwärts gegen Primiero. Auf dieser Straße, welche
im Winter durch lange Stangen bezeichnet wird, entfaltet sich ostwärts das bizarrste
Gebiet der tirolischen Dolomiten.
Die Gegend von Predazzo gilt für das Paradies der Geognosten und Mineralogen;
in das Fremdenbuch des dortigen Gasthauses zum goldenen Schiff haben die berühmtesten
Fachgelehrten der Welt ihre Namen eingetragen. Nach Fassa führt die Straße in nord-
östlicher Richtung durch das nun sehr enge Thal weiter nach Moena, am Ausgang des
weithin nach Osten sich streckenden Seitenthals San Pellegrino gelegen, wo Fleims seinen
weniger in geographischen als in geschichtlichen Verhältnissen begründeten Abschluß findet.
Das Fassathal streckt sich in gleicher Richtung noch etwa zwei Meilen weiter,
biegt beim Dorfe Campidello, wo von Nordwesten her das wilde Thal des Duroue
einmündet, in östlicher Richtung um und findet mit Krümmungen hinter dem letzten und
höchst gelegenen Dörflein Penia seinen Abschluß an der Marmolata, als deren Gletscher-
abfluß dort der Avisio entspringt. Wohl der hübscheste Punkt des Thals ergibt sich beim
Hauptort Vigo, welcher auf einem grünen Wiesenhang liegt. Unter demselben, in dem
einwärts sich erweiternden Thalgrund liegen die Dörfer Pozza und Perra. Von
Südosten her tritt das Monzonithal aus, so benannt nach einem gleichnamigen viel-
gestaltigen Berge, welcher im Norden steil ansteigt, im Süden mit grünen Hängen abfüllt.
Nach Predazzo ist dieses Gebirge mit ähnlichen, nur einfacheren Lagerungsverhältnissen
für die Geognosten und Mineralogen der interessanteste Punkt. Es geht aber hier, wie
in Fassa und Fleims, auch der Botaniker nicht leer aus und wird durch manche seltene
Pflanze erfreut.
Die Marmolata, die Königin der Dolomiten, zu schildern reicht auch ein ganzes
Buch kaum aus. Sie bildet mit dem Veruel und Sasso Vernale ein Massiv, welches
sich nur nach Süden an eine Bergkette anschließt, und hat zwei culminirende Punkte, die
große und die kleine Marmolata oder die Marmolata di Penia und die Marmolata di
Rocea. Welcher Reiz für kühne Bergfahrer, diese Riesen zu bewältigen! Nachdem schon
1803 ein italienischer Geistlicher Namens Terza den ersten Versuch gemacht, dabei aber
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch