Seite - 92 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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durch eine lange, tiefe, unten nicht begehbare Felsenschlucht in das Gebiet von Stenieo
zum Bad von Comano, welches seinerzeit auch schon die Römer zu seinen Cnrgästen
gezählt haben soll. Diese erst seit 1834 erbaute Straße hat Judicarien eigentlich erst
erschlossen. Früher gab es hier von Vezzano aus nur einen gefährlichen Saumweg mit
dem bezeichnenden Namen il I>assc> ckella klarte; nur zwischen Riva und Arco führte eine
hochansteigende schlechte Bergstraße in das Gebiet von Stenieo.
Damit sind wir nun in Judicarien. Der Name bezeichnet nichts Anderes als den
Bezirk eines Richters; volksthümlich und alt ist auch die Bezeichnung dieses ganzen
Gebietes als des Landes der sieben Pfarreien, le sö t te? ievi . Der Bezirk Stenieo
umfaßt Vorder- oder Außer-Judiearien, während die Bezirke Tione und Condino Jnner-
Judiearien heißen.
In der weiten Gegend fließt die Sarea unten quer durch einen tiefen Berggraben,
die zahlreichen Ortschaften liegen alle neben und über einander in der Höhe. Rechts schaut
Stenieo, der Hauptort, mit einem bischöflichen Schloß hoch vom Berge nieder. In den
grünen Buchten und Thälern nach Süden hin reiht sich Ort an Ort. Das Ganze ist ein
uralter Culturboden, wo schon manche wichtige Funde aus römischer Zeit gemacht worden
sind. Dort liegt auch das kleine Dorf Dasindo, wo einer der bedeutendsten italienischen
Lyriker unseres Jahrhunderts, Giovanni Prati, das Licht der Welt erblickt hat. Auch an
Schlössern hat es hier nicht gefehlt; manche liegen in Trümmern, eines, Castelmano,
aus welchem man ein castellum manium, ein römisches Geisterschloß, machen wollte, ist
gänzlich verschwunden. Sämmtliche Ortschaften gehören den drei alten Pfarreien Banale,
Lomafo und Bleggio an.
Die Straße führt in felsiger Enge an der Sarea aufwärts nach Tione. Früher
kam man nur auf einer Bergstraße durch Bleggio hinauf über den Bergpaß Durone
endlich nach Tione hinab. In den ältern Urkunden wird Judicarien gewöhnlich nach dem
genannten Berge in die Theile diesseits und jenseits des Durone geschieden. Tione, in
einem Kessel zwischen hohen, viel Schatten werfenden Bergen gelegen, ist der Hauptort
von Judicarien.
Nun wieder zurück nach Riva, um auf einem anderen Wege in das Herz von
Judicarien zu gelangen.
Westlich von Riva liegt in der Höhe das Lederthal, Val di Ledro. Um zu dieser
angeblichen Heimat der alten Alntrienses zu gelangen, fuhr man früher von Riva aus zu
Schiffe hinüber zum Wasserfall des Ponalebachs, um neben ihm hinauf auf einem
entsetzlich steilen Bergsteige endlich schweißtriefend die Thalsohle zu erreichen. Dies ging
aber einem wackern Manne, Giaeomo Eis von Bezzecca, tief zu Herzen, und er ruhte
nicht mehr, bis unter der Mitwirkung von Riva, den Thalgemeinden und Storo, von
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch