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Thalseite von vielen Hochspitzen, darunter vom Juppeuspitz (2.408 Meter), der Mohnen-
flnhe, der Brnadlersspitz (2.646 Meter), dem Hochberg (2.324 Meter) und der Hoch-
kinzelspitze (2.307 Meter), begleitet — alle wild zerrissen und zerklüftet, wie wir es bei
den Hochgipfeln der Kalkformation fast immer antreffen; in ihren Schlünden hält sich
der Schnee stellenweise das ganze Jahr hindurch; die Bruadlersspitze trägt an ihrem
Nordabhang sogar einen kleinen Gletscher. Auf der Nord- und der Ostseite hindern steil
abfallende Vorberge, auf denen die meisten Gehöfte der kleinen Gemeinde liegen, den
Ausblick auf die Hochgebirgswelt. Das Dörflein selbst liegt auf einem kleinen Plateau,
das durch tiefe Thaleinschnitte vor Lawinengefahr gänzlich geschützt ist.
In dem Kessel von Schröcken haben wir die oberste Stufe des Bregenzerwaldes
betreten, das ist die Gebirgslandschaft, welche das Flußgebiet der Bregenzer Ache bildet.
Wenngleich jedes vorarlberg'sche Thal seine eigenthümlichen landschaftlichen Reize besitzt,
so läßt sich doch ohne Einschränkung aussprechen, daß dem der Bregenzer Ache in dieser
Beziehung die erste Stelle gebührt. Der Grund dafür ist, daß im Achthal der Charakter
eines Querthals am schärfsten zum Ausdruck kommt. Indem die Ache die Streichungs-
linien einer ganzen Reihe von geologischen Formationen durchbricht, zeigen die Gehänge
der Thalseite die verschiedensten Gestaltungen; da sie weiter in ihrem Laufe zu zahlreichen
Windungen gezwungen wird, bietet das ganze Thal eine Reihe von herrlichen Landschafts-
bildern, die uicht selten die überraschendsten Gegensätze aufweisen; endlich gehört noch zu
den Vorzügen des Bregenzerwaldes der Umstand, daß die starre Wildheit einzelner hoch-
aufstrebender Berge mit ihren Felswänden durch die Nachbarschaft mäßiger Höhen, die
theils mit herrlichen Alpenweiden, theils mit dunklen Tannenwäldern geschmückt sind,
gemildert wird. In diesem Formenreichthum liegt der Reiz dieser Landschaft, wobei die
Zierde der überaus schmucken Wohnstätten nicht übersehen werden darf.
Von Schröcken abwärts engt sich das Thal plötzlich ein und erst unterhalb Bad
Hopfreben, dessen einziges Gebäude ganz melancholisch in einer Mulde unterhalb der
Straße liegt, zeigen sich zwei größere Weitungen; dann schließt sich das Thal wieder
zu einer langen Enge, in der von den starren Felswänden nur für Fluß und Straße
Raum gelassen ist. Erst kurz vor Schoppernan öffnet sich das Thal zu mäßiger Breite,
so daß wieder das erquickende Grün saftiger Wiesen unser Auge erfreut. Aus dem Friedhof
von Schoppernan, der neben der Kirche über dem Dorfe sich befindet, leuchtet der
Obelisk herunter, welcher die Grabstätte des bäuerlichen Schriftstellers Michael Felder
bezeichnet. Von hier erreichen wir bald das reizend gelegene Au an der Mündung des
Argenthals. Durch das ziemlich monotone Argenthal gelangt man auf die Höhe von
Damüls (1.428 Meter), von wo Jochübergänge ins Große Walserthal und ins Laternser-
thal führen. Wo sich das Achthal zum erstenmal so bedeutend ausweitet, daß der Fluß,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch