Seite - 102 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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allerdings sehr zum Schaden der Landwirthschaft, sein Geschiebe über eine weite Fläche
absetzen kann, liegt Schnepfau am Fuße der kühn aufgebauten Wand der Canissluh
(2.041 Meter), deren imposanter Steilabfall eines der prächtigsten Bergbilder des
„Waldes" darstellt. Der einem Vorgebirge gleich zwischen zwei Thälern weit vorgeschobene
Gopsberg zwingt von hier ab den Fluß seine bisherige Nordwestrichtung in eine westliche
zu ändern, bis er den schönen Kessel von Mellau erreicht. Mellau hat sich in letzterer
Zeit zu einem besuchten Sommeraufenthaltsort herangebildet, wozu wohl «och mehr als
die Stahlquelle die Lage beiträgt, deuu der Mellauerkessel ist von einer Reihe gewaltiger
Berge umringt, unter denen die Mörzelspitze (1.827 Meter), der Guntenhang, der Hohe
Koien (1.673 Meter), über den noch die Mittagsspitze (2.092 Meter) hervorragt, und
die Canissluh die bedeutendsten sind. Im äußersten Hintergrunde des von Südwesten
her mündenden Mellenthals, aus dem der Mellenbach in zahlreichen Stürzen heraus-
braust, ist der HoheFrescheu (2.001 Meter) sichtbar, der Knotenpunkt der „Vorarlberger
Alpen".
Im Mellauerkessel nehmen wir Abschied von der Hochgebirgswelt des „Waldes",
denn die nun folgende pittoreske Schlucht zwischen Guntenhang und Gopsberg führt nns
in das Gebiet immerhin noch ansehnlichen Berglandes, das aber statt in steilen Wänden
und seltsam geformten Gipfeln und Hörnern seine Zier in dunklen Wäldern und grünen
Weiden trägt. Au der Mündung des Bizauerbachs liegt das kleine Reute, das sich
ebenfalls des Besitzes einer Stahlquelle erfreut und dessen ehrwürdiges Kirchlein der
Sage nach das älteste Gotteshaus des Bregenzerwaldes sein soll. Unfern lagert sich am
Nordrand einer größeren Thalflüche gar behäbig Bezan, als Sitz des Gerichtes der
Hauptort des Waldes. Unmittelbar von Bezan nordwärts erhebt sich ein niedriger Berg-
riegel, der sich von der 1.867 Meter hohen Winterstaude abzweigt, die Betzegg. Auf
dieser Höhe ftaud bis zur Zeit der baierifcheu Occupatio» zu Beginn dieses Jahrhunderts
das Rathhaus des inneren Bregenzerwaldes. Eine Denksäule erhält die Erinnerung. Am
Nordabhang des Bergriegels lagert sich das anmuthige Andelsbuch, seit längerer Zeit
schon ein stark besuchter Sommeraufenthaltsort. Von hier gleitet der Blick über ein
herrliches Landschaftsbild. Zur Linken liegt am Abhang eines Bergrückens, der im Hoch-
älpele (1.462 Meter) cnlminirt, Schwarzenberg, ebenso bekannt als die Heimat der
Malerin Angelika Kanfmaun wie durch seine schöne Lage; vor uns in einem kleinen
Thalbecken der Bregeuzer Ache das stattliche Egg, jenseits der Subersach, deren tiefes
Rinnsal durch Steilhänge angedeutet ist uud die von altersher den Hinter- und Vordcr-
wald scheidet, auf hochgelegener, weiter, sonniger Fläche Lingenau, davon östlich
Hittisan und darüber hinaus die welligen Linien der ferneren Berge und Höhen, welche
im Nordosten mit dem Hohen Häderich (1563 Meter) das Bild abschließen.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch