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von den einzelnen Stämmen beigestellt wurden. Wir kannten bereits aus Tacitns eine
solche Einrichtung für das Land der Helvetier; wir ersahen auch aus desselben Geschicht-
schreibers Bericht über die Kämpfe der germanischen Legionen mit den Helvetiern, daß
dabei der rhätische Landsturm von den vitellianisch Gesinnten zur Mithilfe herangezogen
wurde. Aber erst neuerdings ist durch eine Inschrift erwiesen, daß auch ein Posten von
600 „Speerträgern" (Gaefati) unter dem Commaudo eiues ausgedienten Unterosficiers
der Reichsarmee das Kastell Jrcavinm (unbekannter Lage) besetzt hielt. Die Miliz der
Breonen kennen wir aus der Zeit um 50O u. Chr., wo dieselbe die von Angusta
Vindelicornm ins Land führenden Pässe bewachte. Straßenkastelle waren das heutige
Kastell Föder (das ist »eastellum vetus") bei Auer in Südtirol, wo mehrere römische
Inschriften gefunden sind, das schon erwähnte Teriolis, von dem die Grafschaft „Tirol"
den Namen zog, Sabiona (Säben), dann, da Horaz von derartigen Kastellen in seinem
Gedicht spricht, ohne Zweifel auch die Burgen Greifenstein und Sprecheusteiu bei
Sterziug und solche mehr, die nach der römischen Zeit in anderer Weise die Geschicke des
Landes bestimmten.
Besonders wichtig war die Gegend von Sabiona, weil an die dortige Zollstätte sich
ein bedeutender Verkehr knüpfte und dadurch ein Brennpunkt für auswärtige Einflüsse
gegeben war. Der Zoll war an Großunternehmer verpachtet, deren untergeordnete
Organe zum guten Theil orientalischer Herkunft wäre». Diese bürgerten in Sabiona den
Cult ihrer heimischen Gottheiten, namentlich der „tansendnamigen Isis" ein, dem sich die
Einheimischen alsbald anschlössen. Auf demselben Wege kamen nach dem Nonsberg der
Cult des Serapis und des hnndsköpfigen Anubis oder in die Gegend von Mauls bei
Sterziug der des Mithras. Davon gibt das hier gefundene große Mithrasdenkmal
(gegenwärtig im k. k. kunsthistorischen Museum zu Wien) Knude: dasselbe zeigt den Gott
in der typischen Darstellung als Jüngling mit der phrygischen Mütze auf dem Haupte,
wie er dem Stier das Messer in den Hals stößt; neben dem Stier sieht man allerlei
symbolische Thiere, eine Schlange, einen Skorpion, ein Hündchen, das bellend am Stier
emporspringt.
Diese Culte bahnten dem Christenthum den Weg, das sicherlich schon im dritten
Jahrhundert in unsere Gegenden vordrang, in den abgelegeneren Thälern aber erst im
vierten oder fünften, sei es unter dem Druck der kaiserlichen Regierung, sei es durch den
Eifer der Glaubensboten, zur Geltung gelangte. Jedenfalls ist es kein Zufall, daß Sabiona
als Sitz eines christlichen Bischofs erscheint, nachdem „der letzte Priester der Isis" (um
mit dem Dichter Adolph Pichler zu reden) zu fuugireu aufgehört hatte.
Man darf dabei nie vergessen, daß die römische Weltherrschaft eben die Vereinigung
von afrikanischen, asiatischen, europäischen Landschaften zu einem Ganzen und zu einer
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch