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freie Herren oder Ministerialengeschlechter weiter verliehen. Die Bischöfe von Trient
belehnten das thatkräftige Geschlecht der Tiroler Grafen mit der Grafschaft Vintschgan
und einem Theil der Grafschaft Bozen, die nach der Burg Hocheppan sich nennenden
Grafen von Eppan mit Theilen der gleichnamigen Grafschaft, die aus der Markgrafschaft
Trient gebildet wurde, die Grafen von Flavon mit Theilen des Nonsberges, die Frei-
herrn von Wanga mit Theilen der Grafschaft Bozen, die Herren von Arco, Lodron und
Castelbareo mit Gerichtsbezirken der Markgrafschaft Trient. Die Bischöfe von Brixen
verliehen wohl noch im XI. Jahrhundert die Grafschaften im Inn- und Eifackthal (des
Norithals) den Grafen von Tirol und später (1165) die erstere, sowie die Grafschaft
Pusterthal sammt der Vogtei über ihr Stift den Grafen, dann Markgrafen und Herzogen
von Andechs (Meran), die Gegend um Brixen und den westlichstenTheil des Pusterthals
hingegen an mächtige Ministerialengeschlechter, selbst ihren ehemaligen Sitz, die Beste
Säben, den sie um das Jahr 1000 mit dem zu Brixen vertauscht hatten, dem darnach
benannten Burggrafengeschlecht.
So entstand seit dem XI. Jahrhundert ein reicher Adel, der einen großen Theil des
Grundbesitzes im Lande erwarb, während der meiste übrige theils schon in die Hände der
Bischöfe von Brixen, Trient, Chur, Regensburg und anderer auswärtiger Stifte und
Klöster gerathen war oder jetzt gerieth, theils an die im XI. und XII. Jahrhundert
gegründeten inländischen Klöster fiel. Dadurch schwand der Stand der kleinen freien
Grundbesitzer (Freibauern) sehr zusammen, die meisten wurden persönlich oder dinglich
von geistlichen oder weltlichen Herren abhängig und diese hatten fast allen Besitz. Die
große Umwälzung auf volkswirthfchaftlichem Gebiete war aber auch mit einer nicht minder
einschneidenden auf politischem Gebiet verbunden. Denn durch Verleihung von Theilen
der Grafschaften, von Centen (Hundertschaften) an einzelne Herrengeschlechter und durch
Gewährung der Immunität für umfangreiche kirchliche Besitzungen löste sich die Gan-
graffchafts- und Centverfassung vollständig auf, und die Gaue, Grafschaften und Centen
zerfielen in eine Menge kleinerer Bezirke, die nach ihrem Umfang und ihren Rechten sehr
verschieden waren, aber im Allgemeinen doch an die frühere Gliederung enge sich anschlössen.
Innerhalb derselben entstanden min zahlreiche Burgen als Wohnsitze der Herren und der
von ihnen abhängigen Ministerialen und anderen Rittergeschlechter, die aus den zahlreichen
Unfreien infolge des Reiterdienstes sich als neuer Adel erhoben hatten. Der Großgrund-
besitz, besonders der kirchliche, wurde in der Folge aber auch der Ausgangspunkt für die
Erhebung der bäuerlichen Bevölkerung, der weiteren Cnltivirnng und der Germanisiruug
des Landes; denn die geistlichen Großgrundbesitzer und wohl auch einzelne weltliche
Herren, besonders mächtigere wie die Grafen von Tirol, zogen zahlreiche deutsche Ansiedler
ins Land, ließen große Wälder ausroden und andere bisher unfruchtbare Strecken nrbar
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch