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ins Lagerthal die Bedeutung der ganzen Landschaft und nöthigten die Herzoge, ihr einen
wichtigen Freiheitsbrief zu gewähren; der Adel aber vereinte sich zum Elephantenbund, um
mit Gewalt sich in der errungeneu Machtstellung zu behaupten, und die Bischöfe von Chnr,
Brixen und Trient strebten nach Wiedererlangung der früheren Macht und Selbständigkeit.
Allein die entschlossene Thatkraft Herzog Friedrichs IV. mit der leeren Tasche
(1405 bis 1439), der anfangs neben seinem älteren Bruder Leopold IV., dann allein Tirol
verwaltete und die tirolische Linie des Herzogshauses begründete, siegte nach wiederholten
Kämpfen über alle Schwierigkeiten. Er zwang die Bischöfe von Trient und Brixen in das
alte Abhängigkeitsverhältniß und vernichtete die Macht des letzten Rottenbnrgers
Heinrich VI., indem er ihm alle Burgen und Herrschaften entriß. Der gefahrvollen Nähe
des zahlreichen Adels im Etschland entzog er sich aber dadurch, daß er seine Residenz
vom Schlosse Tirol nach Innsbruck verlegte und diese Stadt an Stelle Merans zur
Hauptstadt erhob. Dann suchte er durch Begünstigung des ihm treu ergebenen Bürger-
und Bauernstandes in diesem ein Gegengewicht gegen den zum Widerstand geneigten Adel.
Indem er jedoch dem Papste Johann XXIII. zur Flucht von Constanz nach Schaffhausen
verhalf, zog er noch viel größere Gefahren auf sein Haupt. Das Concil sprach den Bann
über ihn aus, König Sigmund that ihn in die Reichsacht, erklärte ihn seiner Länder ver-
lustig und forderte seine Feinde auf, von ihnen Besitz zu ergreifen. Friedrich verlor selbst
seine persönliche Freiheit und schmachtete zehn Monate in Haft. Allein sein Muth und die
Treue seines Volkes rettete ihn selbst aus seiner höchsten Noth. Der Hast entflohen, fand
er in Tirol bei den Bürgern und Bauern die kräftigste Unterstützung in dem Kampfe wider
seinen Bruder Ernst, der sich mit Hilfe des Adels des Landes hatte bemächtigen wollen.
So mußte dieser auf einer Zusammenkunft im Schlosse Kropfsberg dem Besitz des Landes
Tirol entsagen und König Sigmund belehnte Friedrich damit neuerdings und gestattete
ihm auch die Wiedereinlösung der Besitzungen, die er indessen verpfändet hatte. Einen
neuen Kampf mit dem Adel, nämlich mit den mächtigen Starkenbergern und ihrem großen
Anhang, focht der Herzog gleichfalls glücklich aus, als die Vermittlungsversuche des
Bischofs von Brixen und der ganzen Landschaft gescheitert waren, und zog alle ihre
Besitzungen ein. Nicht minder glücklich löste sich für seine Macht ein neuer Streit mit dem
Bisthum Trient, das jetzt Bischof Alexander von Massovien, ein Verwandter der
Herzogin Cimbnrga, der Gemalin seines Bruders Ernst, innehatte. So bedeutet Frie-
drichs IV. Regierung eine abermalige Erstarkung der landesfürstlichen Gewalt gegenüber
den Landesbischöfen, einen vollständigen Sieg über den Adel uud die gänzliche Ausbildung
des Ständewesens.
Nach seinem Tode (1439), als Kaiser Friedrich III. die Vormundschaft über den
minderjährigen Sohn Herzog Sigmund übernahm, zeigte sich, wie sehr die ständische
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch