Seite - 151 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Macht sich entwickelt hatte; denn Friedrichs Versuchen, die Regierung Tirols über die Zeit
der Minderjährigkeit Sigmunds hinauszuführen und den Prinzen noch länger unter seiner
Obhut zu behalten, traten die Stände einmüthig entgegen und zwangen ihn, seinen Mündel
nach Tirol zu entlassen und ihm die Regierung zu übergeben. Sigmunds Regierung verlief
viel ruhiger als die seines Vaters. Der einheimische Adel blieb ihm stets ergeben und stand
wie die niederen Stände ihm treu zur Seite, als die Gradner, ein fremdes Adels-
geschlecht, das er ins Land gebracht und durch seine Gunst mächtig gemacht hatte, gegen
ihn sich empörten und als ein neuer Kampf mit dem Bischof von Brixen, Cardinal
Nikolaus von Cnsa ausbrach. So ging er aus diesen Kämpfen siegreich hervor, obwohl der
Papst wegen der gewaltsamen Gefangennahme Cnsa's über ihn den Bann und über das
Land das Jnterdict verhängt hatte. Die gemeinsame Bedrängniß schlang nur das Band,
das Fürst und Volk bereits verknüpfte, umso fester, je glücklicher im Übrigen die Regierung
Sigmunds für Tirol war. In der langen Zeit der Ruhe, deren es sich damals erfreute,
blühte der materielle Wohlstand sehr empor, des Fürsten Sorge für Verbesserung der
Straßen und für Regelung der Durchfuhr hob das Straßengewerbe, die zahlreichen
Bergwerke, die erschlossen wurden, machten Tirol zu einem wahren Eldorado, nach welchem
Leute aus verschiedenen Ländern wanderten. Der gehobene Wohlstand spricht sich deutlich
in den vielen Schlössern, die der Landesfürst neu erbaute oder verschönerte, in der großen
Zahl von prächtigen gothischen Kirchen, die in Stadt und Land erstanden, und in sehr
häufigen anderen Neu- und Umbauten aus. Die Münzprägung wurde unter diesem
Fürsten, den man deshalb den „Münzreichen" nennt, wesentlich verbessert. Anch das leut-
selige Benehmen des Fürsten, der sehr häufig in persönlichen Verkehr mit den verschiedenen
Volksclassen trat, war nur geeignet, die Zufriedenheit mit seiner Regierung zu vermehren.
Erst in deren letzten Jahren wurde dies anders, denn unter dem Einfluß selbstsüchtiger
Männer, die seine Schwäche mißbrauchten, trug sich Sigmund jetzt mit dem Plane, seine
Länder seinen natürlichen Erben, Kaiser Friedrich III. und dessen Sohne Max zu entziehen
und dem baierischen Herzogshause zuzuwenden; auch stürzte er sich in einen verderblichen
Krieg mit der Republik Venedig, in dem sein Heer allerdings bei Calliano einen großen
Sieg über den venetianischen Feldherrn errang. Das bewog die Stände, gegen ihn wie einst
gegen seinen Vormund aufzutreten; sie nöthigten ihn, ihnen die Landesverwaltung zu
übertragen und seine bösen Rathgeber zu entlassen. Hierauf gaben sie ihm einen ständischen
Beirath an die Seite; bald darauf aber mußte er ganz auf die Regierung verzichten und
diese noch bei Lebzeiten seinem Vetter König Maximilian überlassen (1490).
Unter Maximilian I. wurde Tirol wieder mit allen anderen österreichischen Ländern
vereint, und zwar enger als bisher. Seine Regierung ist sowohl für die äußeren als auch
für die innern Verhältnisse des Landes selbst epochemachend geworden. Er vergrößerte den
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch