Seite - 154 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Regierung war, so sind doch in ihr wie in der seines Vorgängers die Ursachen für die
nach seinem Tod eintretenden stürmischen Zeiten vorzüglich zu suchen.
Die heftige Bewegung, die das Auftreten Martin Luthers in Deutschland hervorrief,
ergriff beim Regierungsantritt Karls V. auch Tirol. Denn die vom Kaiser Max I. hinter-
lassenen Regierungsbehörden entbehrten des nöthigen Ansehens, der Landesfürst war fern
und fem Bruder Erzherzog Ferdinand, der an des Kaisers statt endlich ins Land kam,
hatte, weil er nur Stellvertreter, noch jung und mit den Verhältnissen des Landes nicht
bekannt war, mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, um so mehr als er ganz unter dem
Einfluß des Spaniers Gabriel von Salamanca stand, der bald das Mißtrauen der Tiroler
Bauern in hohem Grade erregte. Dazu kam, daß Seudliuge aus Deutschland, wie Strauß
und Urban Regins, Luthers Lehre zu verbreiten strebten oder heimkehrende Kaufleute
und Krieger damit bekannt machten. Schon im Jahre 1523 wurden die Knappen des
Schwazer Bergwerkes unruhig und im April des Jahres 1525 brach in der Gegend von
Brixen ein Bauernaufstand aus und verbreitete sich von da ins Etschland, ins Bnrg-
grafenamt und auf den Nonsberg. Die Rebellen überfielen einzelne Klöster und Burgen,
vernichteten die Urbarbücher, bemächtigten sich der vorhandenen Lebensmittel und trieben
allerlei Unfug; doch genügte das Versprechen des im Lande anwesenden Erzherzogs
Ferdinand, ihren Beschwerden abzuhelfen und zu diesem Zwecke einen Landtag nach
Innsbruck zu berufen, um die besser gesinnten Elemente sofort zur Ruhe zurückzuführen;
von ihnen verlassen, mußten auch die Schlimmeren das begonnene Zerstörungswerk
unterbrechen. Das Vertrauen in das ErzHaus war eben trotz aller Aufregung bei der
Mehrzahl des Volkes nie geschwunden und lebte neu auf, als Ferdinand seinen verhaßten
Günstling Salamanca entfernte. Nun versammelten sich die Bauern in Meran zu einem
vorbereitenden Landtag und einigten sich über ihre Wünsche und Beschwerden. Auf dem
Landtag von Innsbruck setzten sie dann die meisten ihrer Forderungen durch, da sie die
Prälaten und Adeligen von der Theilnahme ausschlössen, Ferdinand aber nicht zu wider-
stehen wagte.
Mit diesen Zugeständnissen zufrieden, hielten die besser Gesinnten fortan Ruhe, die
Bauern auf dem Nonsberge und in der Valfngana aber, die nochmals sich empörten und
die Stadt Trient belagerten, wurden mit leichter Mühe besiegt und strenge bestraft.
Seitdem verhielt sich die Bauernschaft Tirols vollständig ruhig uud vergeblich bemühte sich
das Haupt der Rebellen, Michael Gaismayr aus Sterziug, ein Jahr nachher sie neuerdings
aufzureizen. Auf dem Landtag vom Jahre 1532 konnte es König Ferdinand sogar
wagen, die den Bauern gemachten Zugeständnisse wieder zurückzunehmen und die alten
Rechte der Prälaten und des Adels sowie der anderen Grundherren herzustellen, wodurch
die Lage des Bauernstandes schlimmer wurde, als sie bis zum Rebellionsjahr gewesen war.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch