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fähige Mannschaft im Lande beschrieben. Doch die Tiroler scheuten den militärischen
Zwang so sehr, daß das Landesregiment zum größeren Theile durch Soldaten aus
anderen Ländern zusammengesetzt werden mußte. So kämpfte nur eine kleine Anzahl
Tiroler im siebenjährigen Kriege auf fernen Schlachtfeldern für die Sache der Kaiserin,
das Land aber erfreute sich, vou den ersten Jahren des österreichischen Erbfolgekrieges
abgesehen, wo die Nordgrenze etwas gefährdet schien, während ihrer ganzen Regierung
stets voller Ruhe und hatte für Kriegszwecke nur Opfer an Geld zu bringen, die jedoch
im Vergleich zu früheren Zeiten sehr bedeutend waren. Die nächste Neuerung betraf die
Landesbehörden. An die Stelle des Geheimrathes und der diesem untergeordneten
Regierung und Hofkammer traten Repräsentation und Hofkammer und diese wurden
nach kurzer Dauer durch das Gnberninm, mit einem Gouverneur an der Spitze, ersetzt.
Die neuen Behörden erlangten aber einen viel größeren Einfluß. Um diesen zu vermehren,
errichtete Maria Theresia sechs Kreisämter, durch welche die Landesbehörde auf die
ständischen Obrigkeiten einwirken konnte. Sie zog aber auch viele neue Geschäftszweige
in den Wirkungskreis ihrer politischen Behörden; so wurde ihre polizeiliche Thätigkeit
ausgedehnt, ihnen die Überwachung der Verwaltung des Kirchen- und Bruderschafts-
vermögens übertragen und noch manche andere öffentliche Aufgabe zugewiesen. Ein ganz
neuer Verwaltungszweig war die Leitung des Schul- und Unterrichtswesens.
Von der Ansicht ausgehend, daß die Schale ein Politiknm sei, unterwarf die
Kaiserin zunächst die Hochschulen der staatliche» Aufsicht, dann aber auch die Mittelschulen,
deren Lehrplan sie durch die Aufnahme des Griechischen und der Realien erweiterte. Das
Proteetorat über die seit 1677 bestehende Universität Innsbruck erhielt der Landeschef,
die Leitung und Überwachung der sechs Landesgymnasien zu Innsbruck, Hall (später
Lienz), Brixeu, Meran, Trient und Rovereto, sowie des neu errichteten Lollezium nobilwin
in Innsbruck wurde der Schuldeputation (später Schulcommission), einer Abtheilung der
obersten Landesbehörde, übertragen und diese erhielt zugleich die Oberaufsicht über die
Volksschulen im Lande, während zunächst die Kreisämter diese zu überwachen hatten. Der
Volksschule Tirols wendete die Kaiserin die größte Sorge zu, ja sie muß als deren
eigentliche Begründerin gerühmt werden. Allerdings bestanden schon im XV. und
XVI. Jahrhundert in den größeren Ortschaften, den Städten und Märkten Schulen, aber
diese waren im weiteren Verlaufe des XVI. Jahrhunderts in Verfall gerathen nnd die
kleineren Ortschaften hatten bis dahin nie Schnlen besessen. Am Ende des XVI. nnd am
Anfang des XVII. Jahrhunderts stand es mit dem Volksunterricht in vielen Gegenden
Tirols außerordentlich schlimm, viele Leute in Stadt und Land wuchsen selbst ohne die
nothwendigsten Religionskenntnisse auf. Mit dem Aufschwung des religiösen Lebens im
XVII. Jahrhundert hörte dieser Übelstand wohl ans, doch ein anderer als Religions-
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch