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liebigen Justizgesetze sofort auf oder ließ sie im neuen bürgerlichen Gesetzbuch nach dem
Wunsche der Tiroler ändern; er führte einen neuen Studienplan ein. Am wenigsten
befriedigte er im geistlichen Fach die Wünsche der Tiroler. Die Bitte um Aufhebung der
Kreisämter wurde rundweg abgeschlagen. Eine Reihe sehr wichtiger Neuerungen Josefs II.
in Gesetzgebung uud Organisation der Behörden ließ Leopold II. unangetastet.
Auf die kürzeste Regierung folgte die längste und zugleich bedeutendste, des Kaisers
Franz II. In sie fällt das Heldenzeitalter des Tiroler Volkes. In den Kämpfen mit den
Franzosen und Baiern gewannen die Tiroler unsterblichen Ruhm, nie strahlte ihre Vater-
landsliebe, ihre Kaisertreue, ihre Anhänglichkeit an die katholische Religion in hellerem
Lichte, nie war ihr Verhältniß zum Landesfürsten herzlicher und inniger! Kaiser Franz
zeigte sich ihnen schon in den ersten Regierungsjahren sehr gnädig, er erhörte den größeren
Theil der von ihnen vorgebrachten Bitten und Beschwerden. Die Stände erwiesen sich dafür
dankbar durch wiederholte Geldbewilligungen, durch Verpflegung der durch das Land
ziehenden Truppen und Rekrutenwerbungen. Als dann der erste Coalitionskrieg auch
Tirols Grenzen sich nahte, da legten die beiden ständischen Activitäten zu Innsbruck und
Bozen viel größeren Eifer in der Vorbereitung der Landesvertheidigung an den Tag als
der furchtsame Gouverneur des Landes und der Obercommandant des kaiserlichen Heeres,
das vor dem siegreichen Feinde in die Berge Tirols sich zurückgezogen und die Festung
Mantua der feindlichen Belagerung preisgegeben hatte.
Obwohl das Land kaum je so wenig wie damals auf einen Krieg vorbereitet war, so
eilten doch schon nach ein paar Wochen, anfangs Juni 1796, viele Hunderte von Landes-
vertheidigern auf den Ruf der beiden landschaftlichen Schutzdeputationen an die bedrohten
Grenzpunkte nnd unterstützten den ersten Versuch des österreichischen Heeres unter Feld-
marschall Wurmser, die Festung Mantua zu entsetzen. Als der Versuch fehlgeschlagen war
nnd Tirol infolge des Rückzuges der kaiserlichen Heere in Süd und Nord in große Gefahr
kam, da erhöhte diese nur noch den Muth und die Kampfeslust der Tiroler, sie folgten
nun zu Tausenden den Aufrufen, die der umsichtige uud muthvolle Hofcommifsär Graf
Lehrbach an sie erließ, und nahmen auch an Wnrmfers zweitem Entsatzversuche lebhaften
Antheil. Als General Vaubois Anfangs September ins Lagerthal eindrang, Trient besetzte
und den kaiserlichen General Davidovich bis San Michele zurückdrängte, da schlössen sich
dem letzteren zahlreiche Miliz- und Schützencompagnien an. Hierdurch auf 19.000 Mann
erstarkt, konnte er wieder vorrücken und die kaiserliche Hanptarmee unterstützen, die unter
Alvinczy den dritten Entsatzversuch wagte. Seine Erfolge zwangen Vaubois nach fünf-
tägigen Kämpfen das Land zu räumen. Den neuen Gefahren, die nach Alvinczys Niederlage
bei Arcole Tirol drohten, suchten die Schutzdeputationen durch noch größere Aufgebote
und durch Vorbereitung des Landsturmes zu begegnen. Auf dem vierten Entsatzversuch,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch