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Die Tiroler verfolgten daher Österreichs Rüstungen zu einem neue» Kriege gegen
Napoleon mit großer Spannung und sahen mit Ungeduld einem Kriegsausbruch entgegen.
Auf die Nachricht, daß dieser bald bevorstehe, begaben sich, im Februar 1809, Andreas
Hofer, Wirth am Sand in Passeier, und zwei seiner Freunde auf verschiedeneu Wege»
nach Österreich, um ihr Anliegen dem geliebten Erzherzog Johann für den Fall des
Krieges persönlich vorzubringen und seine Weisungen zu erhalten. Mit ihrer Heimkehr
begannen die Vorbereitungen zum Aufstand. Die Losungsworte „es ist Zeit" wurden mit
so beispielloser Verschwiegenheit verbreitet, daß die baierische Beamtenschaft von der nahen
Gefahr nichts ahnte. Aber über die Absichten Österreichs für den Fall des Kriegs-
ausbruches täuschte sich die baierische Regierung keineswegs und tras daher die geeigneten
Vorsichtsmaßregeln. Doch Tirol stark zu besetzen und für jeden Fall zu vertheidigen war
sie nicht in der Lage. So betrug das in Tirol stehende Corps unter General Kinkel blos
circa 5.000 Mann, wovon 2 Infanterie-Bataillone unter Oberst Karl Freiherr von
Ditsurth und eine Escadron Dragoner in Innsbruck, ebenso viele unter Oberst von
Wrede in dem Eisack- und Pusterthal, der Rest aber in kleinen Abtheilungen zu Hall uud
in andereuOrteu des Unterinnthals lagen. Zwei französische Colonnen unter den Generalen
Bisson und Lemoine von 1.800 und 2.400 Mann befanden sich eben aus dem Durchmarsch.
Österreichs Kriegserklärung erfolgte am 27. April 1809 und die Vorrückung mit
zwei Heeren, in Deutschland unter Erzherzog Karl, in Italien unter Erzherzog Johann,
begann anfangs April. Für Tirol war ein Theil des zur italienische» Armee gehörigen
achten Armeecorps unter Feldmarschall-Lieutenant I. G. Marquis von Ehasteler uud
eine Abtheilung des von Hillerschen Corps bestimmt, die durch das Inn- und Puster-
thal vorrücken sollten. Chastelers Intendant war Josef Freiherr von Hormayr. Wie
Erzherzog Karl in flammenden Proclamationen das deutsche Volk zum Anschluß an
Österreichs Sache aufforderte, so Erzherzog Johauu und von Hormayr die Tiroler zum
Aufstand gegen Baiern.
Die ins Land einrückenden Österreicher fanden im Puster- und Innthal keinen Feind
mehr, denn bis zu ihrer Ankunft hatten die Tiroler diese Thäler von ihm befreit. Ihre
Erhebung begann am 9. April mit dem Angriff auf ein Piqnet bei Bruneck. Nach dessen
Gefangennahme erstürmten die Sieger die Mühlbacher Klause und von da eilten sie, durch
zahlreiche Scharen aus den nächsten Gerichten verstärkt, zur Ladritscher Brücke. Hier
entspann sich am 11. April ein äußerst heftiger Kampf, denn Wrede stellte sich den Tirolern
mit seiner ganzen Macht entgegen, aber die Tiroler zwangen die Baiern zum Abzug nach
Sterzing, wohin ihnen indeß die französische Colonne unter General Bisson, ohne an dem
Kampfe theilzunehmen, vorangezogen war. Bei ihrer Ankunft daselbst hatte sich auch
hier bereits das Schicksal der Besatzung der Stadt entschieden. Schon in aller Frühe von
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch