Seite - 195 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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kehrte Almeras zurück und brachte den Bauern eine empfindliche Schlappe bei. Damit
erlahmte ihre Kampfeslust und nach einigen Tagen hatten sich ihre Scharen trotz aller
Bemühungen Kolbs verlaufen. Geringere Kämpfe fielen im Drangebiete und im Ober-
innthal vor. So war in den ersten Novembertagen in allen Thälern die Ruhe hergestellt.
Nach der Unterwerfung des Landes wurden in Nord- und Südtirol unter den
Corpscommandanten Dronet und Paraguay d'Hilliers Militärregierungen mit dem Sitz
in Innsbruck und Bozen ans mehrere Monate eingesetzt. Ihr Zweck war die Bestrafung
der letzten Aufstände, die völlige Beruhigung des Landes und die einstweilige Verwaltung
Tirols bis zur endgiltigen Entscheidung seines Schicksals. Es wurden mehrere Urheber
der letzten Kämpfe erschossen nnd die Häuser Flüchtiger niedergerissen. Das Todeslos
tras auch den Wirth in der Mahr, Peter Mayr, der sein Leben nicht durch eine Lüge
erkaufen wollte. Die Gewehre mußten überall bei Todesstrafe eingeliefert werden und
drückend wareu die Lasten der Militärverpflegung. In Nordtirol trat übrigens schon im
April 1810 die baierische Civilregierung an die Stelle der militärischen, in Südtirol erst
im Juni, als die von Napoleon über das Land verhängte Zerreißung durchgeführt wurde.
Durch sie wurden der ganze Etschkreis und der südlichste Theil des Eisackthals mit der
Stadt Bozen losgerissen und als Oberetfchdepartement zum Königreich Italien geschlagen,
ebenso Ampezzo und Buchenstein, wogegen man das ostwärts von Toblach gelegene
Pusterthal mit den illyrischen Provinzen vereinte. Überdies schwand sür Tirol auch jegliche
Aussicht auf eine entsprechende Entschädigung für die großen Opfer, die es zur Erzielung
seiner Rückkehr nnter Österreich gebracht hatte, da die zn diesem Zweck in Wien bestellte
Hofcomniission den österreichischen Staat hierzu nicht für verpflichtet erachtete. Weniger
hart war das Schicksal, das die meisten flüchtigen Führer traf, denn aus England
gekommene Hilfsgelder befreiten sie aus der ersten Verlegenheit und dann sorgte Kaiser
Franz für sie väterlich. Die hervorragenderen erhielten entsprechende Pensionen oder
sonstige Unterstützungen, die anderen Landstrecken im Banat, um sich daselbst ein nenes
Heim, Königsgnade, zn gründen. Das schwerste Los traf den Obercommandanten Andreas
Hofer, der sich, statt außer Landes, auf die Mahderalpe ober Prantach in Passeier
geflüchtet hatte. Er wurde entdeckt und unter Mißhandlungen über Meran und Bozen in
die Festung Mantna überführt, wo auch so mancher Kampsgenoße schmachtete. Das
Kriegsgericht verurtheilte ihn unter dem Druck, deu Napoleon übte, zum Tode, und so
ward der Held am 20. Februar 1810 auf der Bastei unweit der Porta Ceresa erschossen.
Der Abschnitt von 1810 bis 1814 ist die unglücklichste Zeit in Tirols Geschichte.
Das Land hatte die schlimmen Folgen der langwierigen nnd hartnäckigen Kämpfe zu
überwinden und den Druck einer dreifachen Fremdherrschaft zu tragen. Besonders schwer
wnrde das System der italienischen und illyrischen Regierung empfunden, denn diese hatten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch