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des Kaiferjäger-Regimeuts und des Überganges mehrerer Patrimonialgerichte in die
landesfürstliche Verwaltung, keine nennenswerthe Veränderung ein. Nicht erheblich war
die Pflege der materiellen Cultur, mehr geschah auf dem Gebiete der Schule und des
Unterrichts. Das Lyceum in Innsbruck wurde wieder zur Universität erhoben nnd die
acht Gymnasien dem Lande zurückgegeben. Für die Pflege der Volksschule bot die
politische Schulverfassung vom Jahre 1805 eine treffliche Grundlage. Eifrige Geistliche
und Lehrer erfreuten sich öffentlicher Belobungen uud selbst nicht unbedeutender Remune-
rationen, neue Schulen wurden gegründet, andere verbessert und der Schulbesuch sehr
gehoben. Dem mit der Volksbildung wachsenden geschichtlichen Sinn des Volkes verdankt
das Land die Entstehuug des Museumsvereins, dessen Protektorat der Kronprinz Ferdinand
übernahm. Kaiser Franz I. und sein ganzes Haus zeigten sich überhaupt dem Lande stets
sehr wohlwollend und erfreuten es wiederholt bei Durchreisen und anderen Gelegenheiten
durch Beweise der Zuneigung und des Vertrauens. Aber auch die Tiroler hinge» mit
unveränderlicher Liebe an ihrem Herrscherhause und besonders an Kaiser Franz I.
Unbeschreiblich war ihr Jubel, als der Kaiser zur Feier der Eröffuuug der Straße über
das Stilfser-Joch nach Tirol kam und dabei die meisten Hauptthäler durchreiste.
Die viel kürzere Regierung Ferd inands I. war für Tirol bis in ihr letztes Jahr eine
Zeit vollkommener Ruhe uach außeu und materiellen Gedeihens nach innen, denn die
Folgen der Kriegsepoche waren größtentheils überwunden, fruchtbare Jahre Hobe» deu
Wohlstand und schufen behaglichen Lebensgenuß. Auch das öffentliche Leben und der
Sinn für Kunst nnd Wissenschaft wurde reger. Dafür zeugt die Entstehuug wichtiger
neuer Vereine, wie die des landwirthschaftlichen, montanistischen und Musikvereius iu
der Landeshauptstadt und das Erscheinen bedeutender Werke in beiden Landessprachen.
Zugleich erwachte das Verständniß für den Schatz, den das Land in seinen Natnr-
schönheiten besitzt, und der Wunsch, dnrch Verbesserung der Straßen und Einführung der
Eisenbahnen demselben neue Hilfsquellen zu eröffnen oder das Versiegen der alten zu
verhindern. Doch herrschte iu deu leitenden politischen Kreisen nicht das gleiche Ver-
ständniß, hier stand man dem geistigen Aufschwung eher hemmend als fördernd gegenüber
und lähmte selbst öfters den materiellen. Man war allzu besorgt, das Volk in strengem
Gehorsam zu erhalten und die Allgewalt des Staates zu erhöhen. Nur was dieser nicht
gefährlich werden konnte oder sie förderte, fand Billigung. Diesem Geiste entsprang die
Vertreibung der protestantischen Bewohner des Zillerthals, die dann in Preußifch-
Schlesieu eine neue Heimat fanden. Die prodnetive Thätigkeit der Regierung aus dem
Gebiete des öffentlichen Lebens war weit geringer als früher und erstarrte allmälig ganz.
Im Verwaltungsorganismus wurde nur eine Neuerung von Belang durchgeführt,
die Regelung und Vermehrung der Finanz-Bezirksbehörden. Bedeutendere Bauwerke
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch