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konnten. Schließlich wurde das wegen seiner Zugänge zu Italien so überaus wichtige
Land für lange Zeit (circa 831 bis 887) von den Karolingern Ludwig dem Frommen,
Lothar, Ludwig dem Deutschen und Karl III. in unmittelbare Verwaltung übernommen
und nebenbei dem Bischof wieder größeres Recht eingeräumt. Auch die Udalrichinger
fanden sich in ihren bisherigen Ämtern trotz ihrer Verwandtschaft zum königlichen Hause
von 839 bis 861 durch zwei Grafen aus dem Hause der Welsen, Konrad und Welf,
Brüder (?) der Kaiserin Judith, Gemaliu Ludwig des Frommen, verdrängt. Aber selbst die
Herrscher untereinander, der Kaiser und seine Söhne, stritten von 833 bis 843 namentlich
um Alamannien und Rhätien, so daß es hier in dieser Zeit verwirrt genug zuging.
Erst mit der endgiltigen Theilung der Herrschaft zwischen den karolingischen
Brüdern (843) kehrte wieder mehr Ordnung und Ruhe zurück. Die beiden Länder erhielten
in Ludwig dem Deutschen ihr Oberhaupt. Das Bisthum Cur wurde zur Mainzer Erz-
diöcese, also zu Deutschland geschlagen und so auch eine kirchliche Einigung bewerkstelligt.
Ludwig wies aber, der bisherigen Gepflogenheit gemäß, die genannten Gebiete schon
frühzeitig (865) feinem jüngsten, körperlich und geistig schwächlichen Sohne Karl zu und
übertrug die Grafenwürde im Rhein- und Argengau wieder den Udalrichingern. Karl III.,
gewöhnlich der Dicke genannt, hatte beispielloses Glück. Er vereinte bald das ganze Reich
Karl des Großen in seinen Händen, war aber der Herrschaft nicht gewachsen. Mit den
wilden Normannen im Nordwesten schloß er schimpfliche Verträge, die Slaven im Süd-
osten machten sich unabhängig. Er blieb am liebsten in seinem Alamannien und hielt
sich namentlich in der letzten Zeit seiner Regierung auf seinem königlichen Hofe zu
Lusteuau im Rheingau auf. Seinem allmächtigen Günstling und Erzkanzler, dem
Schwaben Liutward, Bischof von Vereelli in Oberitalien, schenkte er das Kloster
Tnberis mit den Pfarren von Vinomna (Rankweil) und Nüziders „im Drufusthal"
(valle l'rusiana), wie das vorarlbergische Oberland auch genannt wurde. Tuberis,
vielleicht eine Gründung Karl des Großen, nun spurlos verschwunden, lag höchst wahr-
scheinlich oberhalb des Weilers Tnfers der Gemeinde Göfis auf einem erhabenen Berg-
rücken. Mit des Kaisers Genehmigung überließ der Bischof aber diese Güter im Tausch-
wege gegen andere im Elsaß der Kirche von Cur. Das Kloster St. Gallen bekam von
Karl III. auf Fürbitte des Schottenmönchs Eusebius, welcher von 854 bis 884 als
Klausner auf dem Victorsberge bei Rankweil lebte und eine Schar von Landsleuten
zu gleicher Lebensweise um sich gesammelt hatte, diesen Berg mit Gütern in Röthis und
Vinomna. Die spätere Legende machte Eusebius, der eines ruhigen Todes starb,
unberechtigter Weise zum Märtyrer. Der Schotteuconvent löste sich nach dem Hin-
scheiden seines Vorstandes entweder auf oder wurde dem Kloster St. Gallen einverleibt.
Dieses übernahm gegen neue Güteranweisungen in Röthis die Verpflichtung, auf dem
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch