Seite - 210 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Graf auf einem neuen Kriegszuge in mehrjährige Gefangenschaft, welcher er erst um das
Jahr 919 entledigt wurde. An dieses glückliche Ereigniß knüpfte sich dann die schöne
Heimkehrsage zwischen ihm und seiner Gemalin Wendelgard.
Unterdessen hatte sich der Sohn Burkards I., Burkard II. mit Zustimmung der
alamannischen Großen 917 der Herzogswürde in Schwaben und Rhätien
bemächtigt und wurde hierin von dem neuen deutschen König Heinrich I. auch anerkannt.
Fortan blieben beide Länder in der Weise vereinigt, daß Rhätien nur ein Bestandtheil,
eine Grafschaft des großen Alamanniens war, jedoch bald in zwei Verwaltungsgebiete
Ober- und Unter-Rhätien zerfiel. Zu letzterem gehörte der vorarlbergische Antheil.
Wie einst sein Ururgroßvater Hnnfried saß Burkard II. dem rhätischen Gaugericht zu
Viuomna vor, dessen Sprengel sich vielleicht schon in den Tagen Theodorichs bis zum
Boden- und Walensee, zum Septimer- und Arlbergpaß erstreckt hatte. Hier wurde im
Jahre 920 nach römischem Recht sowohl von romanischen als auch alamannischen
Schöffen dem neuen Bischof Waldo von Cur das Anrecht auf die im Drususthal
ziemlich begüterte Abtei Pfävers gegenüber St. Gallen zugesprochen. Sechs Jahre später
fand Herzog Burkard in der Lombardei plötzlich den Tod und gleichzeitig überfielen 926
die Ungarn das Kloster St. Gallen. In demselben Jahre noch treffen wir Ulrich IV. vom
Rhein-, Argen- und Linzgau auch als Grafen im cnrischen Gau, das heißt in Ober-
Rhätien; nach hundert Jahren besitzen seine Nachkommen auch Unter-Rhätien, so daß sich
dann ihre Grafengewalt fast über das ganze heutige Vorarlberg erstreckte. Damit wurde
auch Bregenz ihr Hauptsitz und darnach nannten sie sich seit 1043 „Grafen von
Bregenz".
Im Zeitalter der Ottonen behielten die Herzoge von Schwaben Unter-Rhätien
unmittelbar in Händen. Dieses wurde zwischen 933 bis 958 wiederholt von spanischen
Sarazenen, die über die Alpen bis nach St. Gallen vordrangen, aufs furchtbarste
verheert. Zu einigem Ersatz für erlittenen Schaden verlieh König Otto I. dem Bischof
Waldo von Cur die Kirche in Bludenz (?Iutenes). Dieser besaß unter Anderem auch
die Marienkapelle im Marienthal ; so hieß damals das spätere Klosterthal gegen den
Arlberg. Waldos Nachfolger, Hartbert, erhielt von Otto noch weitere Entschädigungen
und ließ dann etwa zwischen 950 bis 960 das ganze reiche Besitzthum der Eurer Kirche
in Vorarlberg aufzeichnen. Dieser in Abschrift erhaltene Rodel bildet zur Kenntniß der
damaligen Eultnrverhältnifse unseres Landes eine schöne Ergänzung der karolingischen
Urkunden.
Durch die Gunst der Ottonen legte auch das junge Kloster Meiuradszell oder
Einsiedeln den Grund zu seiner späteren kleinen Herrschaft im Lande. Ein reicher
Edelmann im Drususthal oder Walgau, uamens Adam, hatte durch ein schweres
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch