Seite - 263 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13

263 Palmeselumgang in Taur. Schluß des Hvchzeitsfestcs noch sehr laut her. So gehen im Unteriiiuthal die „Werktag- burschen", das sind jene, die nicht eingeladen wurden, niu acht Uhr Abeuds „nachzaggeln"; ähnlich ist es in Tefereggen. Betreffen nun Festlichkeiten, wie Hochzeit, Tauffeierlichkeit uud ähnliche, mehr die Familie, so ist anderseits der Verlauf des bäuerlichen Lebens von einer Reihe kirchlicher und weltlicher Feste und Belustigungen durchwebt, an denen sich die ganze Dorfbewohner- schaft, in erster Linie natürlich die junge, betheiligt. Besehen wir zuerst die kirchlichen. Hier ist vor Allem der Palmenweihe zu gedeukeu, welche am Palmsouutag, also am Beginn der ernsten Charwoche stattfindet. Darauf freut sich vorzüglich die männliche Jugend, denn was den Mädchen das Kranzaufsetzen am Frohnleichnamstag, das ist den Buben das Palmtragen. Der „Palm" ist eine riesige, schwanke, buntbemalte Stange welche am oberen Ende mit Bnxzweigen nmwnnden ist. Am abwärts gebogenen Wipfel bilden Weidenruthen uebst den Zweigen des Sevenbanms und der Stechpalme einen Büschel. Vom Grün bekommt man indeß wenig zu sehen, denn Goldflitter und buute Seidenbänder bedecken es vom Gipfel bis zur Mitte; auch kleine Bretzeln, eigens für diesen Zweck gebacken, baumeln zwischen dem flatternden Schmuck. Vom kleinsten Knirps in de» ersten Höslein angefangen, der vom „Göth" geführt in die Kirche trippelt, bis zum hochaufgeschossene» Burschen trägt jeder stolz seinen Palm znr Weihe. Das ist ein