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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 264 -
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264 Gewühl der gaffenden und flüsternden Jugend, ein Streit und Wetteifer, wer den höchsten und schönsten Palm habe, also „Palmrobler" sei. Die kirchliche Function beginnt, den Einzug in Jerusalem darstellend. Wie ein wandelnder Wald wogt die rauschende und schwankende Palmprozession durch und um die Kirche. An vielen Orten wurde dabei in früherer Zeit auf einem ziehbaren Wagengestell ein Christusbild, auf einem geschnitzten Esel sitzend, in blauem Mantel und mit dem Ölzweig in der Hand, herumgeführt. Jetzt ist diese Sitte wegen des Unfugs, den man mit dem „Palmesel" trieb, allseits abgekommen. Nur im nnterinnthalischen Dorfe Tanr bei Hall ist die Sitte noch üblich, wo man vom genannten Orte zum Taurer Schloß hinaufzieht, von dort zum Dorfe Rum absteigt und dann wieder nach Tanr zurückkehrt. Bei dieser Palmprozession, welche mittags ihren Anfang nimmt, wird Christus auf dem Esel sitzend in braunrothem wirklichem Rock und hochrothem Mantel, in der Linken den Palmzweig, die Rechte segnend erhoben, von 25 bis 30 Paaren festlich gekleideter Kinder und begleitet von der frommen Volksmenge, die palmtragend, betend und singend mitzieht, den genannten Rundgang herumgeführt. Dieser bunte Zug der Palmträger und Beter, der die frischgrünen Hügel hinanwallt, während ringsum das erneute Leben aus tausend und tausend Knospen bricht, hat etwas ungemein Erhebendes und Poetisches. Überhaupt ist die Charwoche mit ihrer Vorführung der heiligen Geheimnisse reich an frommen Gebräuchen. So zogen früher am Montag, Dienstag und Mittwoch die Männer des Dorfes Zirl vermummt ein großes und schweres Kreuz auf den Kalvarienberg. Am Gründonnerstag geht man im Unterinnthal, Eisack- und Etschthal in den Obstanger „Baumbeten" zur Erinnerung an das Angstgebet Christi im Olgarten. Große Sorgfalt wendet man in ganz Tirol dem Aufrichten des „heiligen Grabes" zu, das in der verdunkel- ten Kirche in Form einer Grotte dargestellt wird, umgeben von einem Garten duftender Blumen, flimmernder Lichter und funkelnder „Grabkugeln", an deren leuchtenden Farben sich die Kinder nicht satt sehen können. Am Charfamstagmorgen, an dem die kirchliche Function der Feuerweihe vorgenommen wird, herrscht fast allerorts ein merkwürdiger Brauch. Auf dem Friedhofe wird nämlich zumeist aus den alten Grabkreuzen ein Scheiter- haufen errichtet. Kaum hat nun der Priester über den aus „neuem Feuer" entzündeten Holzstoß die üblichen Segnungen gesprochen und den Rücken gekehrt, so stürzt sich die andächtig herumstehende Menge, voraus die Burschen, über den glühenden Holzhaufen und raubt die halbverbrannten Scheiter. Diese werden im Triumph nach Hause getragen und an ihnen das Herdfeuer neu entfacht. Man nennt diese Sitte das „Holzrauben". Mit diesen Kohlen werden auch Äcker „gepalmt"; ebenso werden sie bei heraufziehendem Hochwetter in die Herdflamme geworfen. Abends findet dann die „Auferstehung" statt, die gleichfalls, besonders im Inn- und Eisackthal, mit allem Pomp gefeiert wird.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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