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der gabensammelnde „Auklöpfelesel" herum, der nicht selten von einem Gefolge bunter
Masken begleitet ist. Am ursprünglichsten und ausführlichsten wird das „Klöckelu" oder
„Klöpfeln" im Sarnthal geübt. Der Zug der „Klöpfler" besteht gewöhnlich aus einem
Sackträger, einem Hornbläser, einem sogenannten Abdanker und zwei „Znseln", einem
„Znselmannl" und einem „Znselweibl". Letztere sind ganz in enganliegendes Stroh ein-
genäht und tragen Schellen am Hals, die andem haben farbige schlichte Kleider, der Sack-
träger, auch „Klöckelmannl" genannt, hat einen Sack auf dem Rücken und eine Zipfelmütze
oder einen Cylinder auf dem Kopfe. Zur Ausrüstung des Zuges gehört auch noch ein
Schlitten, auf dem das „Zuselweibl" sitzt und absichtlich wiederholt abgeworfen wird. So
ziehen die Klöckler unter unaufhörlichem Schellen und Getnte vor den nächsten Hof, wo sie
Halt macheu. Hier wird zuerst das „Klöckellied" angestimmt, das von der Empsängniß
Mariä, von Johannes dem Täufer, von Jesus Christus und den Altvätern handelt und
in die Bitte ausläuft:
Ein helllichter Stern geht über das Haus,
Gar a ehrsame Hausmutter geht ein und aus;
Jtz hören wir schon die Schlüssel erklingen, .
Jtz wird man uns bald a Stuck Bratawurst bringen,
Ja sei's a Bratwurst, sei's a Stuck Spöck,
Dann gehn halt wir Klöckler mit Freuden a wöck.
Dieser deutlichen Aufforderung wird nicht sofort entsprochen, denn nun folgen erst die
sogenannten Ansinglieder, in denen der Witz und Scharfsinn der Klöckler auf eine harte
Probe gestellt wird. Die Bauersleute, oder besser gesagt der „Ansinger" derselben singt
nämlich Reimfragen zum Fenster hinaus, auf welche die Klöckler gereimte passende Antwort
geben müssen, z. B.:
Von innen:
Wenn ös (ihr) so witzige Klöckler wöllt sein,
Müßt ös wissen, wie a Deck' mit neun Ecker sollt' sein?
Klöckler:
Drei unten, drei oben und drei daneben,
Dann werd's wol a Deck' mit neun Ecker a' geben n. s, f.
Haben die Antworten befriedigt, dann ruft sie der Bauer mit dem Vers:
Die Wurst liegt aus'n Tisch zu 'nein Kranz,
Geht's nur auer (herauf) und macht's der Dirn an' Tanz.
Nun begeben sich dieselben mit den Znseln und den Musikanten in die Stube. Da herrscht
nun die eigenthümliche Sitte, daß einer der spinnenden Dirnen das Spinnrad —
gewöhnlich hat man schon ein altes zu dem Zweck vorbereitet — zertreten wird. Als
Entschuldigung tanzt dann das Klöcklermannl mit ihr. Nun folgen noch Tänze, ein
fingirter Streit zwischen den beiden Znseln und ähnliche derb possenhafte Scenen. Zum
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch