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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 270 -
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270 Der Weihnachtstag selbst ist ein stiller Tag. Kein Wagen fährt nnd die Wirthshäuser stehen leer. Dafür ist er im Hause einer der Hauptfreßtage des Jahres. Den Kindern bringt Weihnachten eine längsterwartete Bescherung, nämlich die „Krippe". Sie wird meist schon am Weihnachtsabend „aufgemacht" und besteht ans einem stufenweise sich erhebenden mit beflimmerten Hadern überkleideten Gerüste, anf dem in anachronistischer Zusammen- stellung Hirten mit ihrer Herde, Kaiserjäger, Einsiedler, dann vor Allem die Stadt Beth- lehem grnppirt sind. Unten im Vordergrund erblickt man den Stall mit dem Jesus- kindlein. Daneben findet in der Kirche das „Kindelwiegen" statt, wobei das Bild des neugeborenen Heilandes in einer Wiege unter Gesang von den Kindern gewiegt und dem Volke zum Küssen gegeben wird. Je stiller der Weihnachtstag verrinnt, desto lanter geht es am folgenden Stephans- tage zu. In der Kirche findet früh die Salz- und Wasserweihe statt. Die Leute bringen das Wasser in großen „Brenten", Flaschen und Fläschchen zum Gotteshaus. Für das Salz, das man in blanken schöngemodelten Zinngeschirren herbeiträgt, ist im Presbyterium ein eigener Tisch hergerichtet. Nach der Predigt weiht der Priester mit dem Sprengwedel beides. Am Stephanstag fanden früher im Unterinnthal auch Pferderennen statt, jetzt hat sich von Bräuchen nur mehr das an diesem Tage übliche „Zeltenanschneiden" erhalten, das besonders für den Liebhaber eines Mädchens von hoher Bedeutung ist. Die Festlich- keiten, welche sich an den Neujahrstag und Dreikönigstag als die zweite und dritte Rauchnacht anschließen, tragen mit Ausnahme des „Sternsingens", von dem später die Rede sein wird, mehr weltlichen als kirchlichen Charakter. Denn das wilde Perchtenlaufeu, das am Vorabend des letzteren Festes in den östlichen Theilen Tirols noch im Schwung ist und im tollen Herumrennen vermummter und peitschenknallender Burschen besteht, kann bereits als Vorspiel zu den bäuerlichen Faschingsmaskeraden gelten, womit wir den Reigen der weltlichen Belustigungen des Älplers beginnen. Es ist deren eine so bedeutende Menge, daß wir uns mit der Aufzählung der wichtigsten begnügen müssen. Zum Theil sind es heitere Frühlingsgebräuche, welche wie das Langes-(Lenz-)wecken und Grasausläuten als Reste uralter Frühlingsfeier angesehen werden müssen und, wie schon der Name sagt, durch ernstkomische Umzüge und Schellen- klingen die Erweckung der erstorbenen Natur zu neuem Leben darstellen sollen. Dahin gehört auch das „Todaustreiben", das sich nur mehr als Kinderspiel erhalten hat, sowie derGregori-Umgang und das im Vinstgau geübte Wildemannspiel. Auch von den Faschings- bränchen gehören einige dahin, so die Vorführung des „Egarthansels" im Etschthal, das Haarlangreiten im Sarnthal, der Haar-(Flachs-)tanz im Wippthal. Alle diese letzt- genannten sind einstmalige nunmehr zum Mummenschanz degradirte religiöse Gebräuche unserer heidnischen Voreltern. Ja selbst der auch außer Tirol wohlbekannte Faschings-
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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