Seite - 278 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Hütten, Stallungen und Heustadeln. Durchfließt das Hochthal, wie meist der Fall,
ein kleiner Bach und befindet sich noch eine kleine Kapelle oder ein Wetterkreuz da, so
gewährt eine solche Ansiedluug mit den gebräunten Hütteu und den uralten Wetter-
tannen, dem klingelnden Alpenvieh und den jauchzenden Hirten ringsum einen äußerst
lieblichen Anblick.
Kleinere Alpen haben iurr ein paar niedrige ans behauenen Baumstämmen gebaute
Hütten. Da hat der Senn seine Liegerstatt (Schlemm) auf dem moosbedeckten Holzgestelle;
der Hüterbub muß bei Platzmangel oft unter dem flachen, mit Steinen beschwerten Dach
seine „Schlafbritschen" suchen. Gleich beim Eingang der Käser befindet sich eine Vertiefung,
die ausgemauerte „Eß", wo gekocht wird. Da sitzen auch abends beim knisternden Feuer
die Sennleute und halten pfeifenschmauchend und geschichtenerzählend ihren gemüthlichen
Heimgart. Darüber hängt an einem drehbaren Gestell der große kupferne Käsekessel. Rings
an den Wänden stehen und hängen außer den Milchgatzen und der rnßigen Melcherpfanne
die Milchbrenten, das Kasker (Käseform), der Butterkübel uud die Käs- und Juteubottiche.
Durch die Hinterthür kommt man in den Gaden, wo die „Stoßen" und Schüsseln mit
blendend weißer Rahmmilch, sowie der Alpennutzen: Bntterstöcke, Käslaibe, Zieger ?e.
verwahrt werden. Die Bereitung dieser Erzeugnisse der Alpen, das „Buttern" und „Käsen"
ist Sache des Senners und eines Gehilfen. Den Stoff geben die Milchkühe, welche vom
Hüter jeden Morgen und Abend in den „Hag", der die Sennhütte umgibt, getrieben und
da gemolken werdeil. Wo sich auf einer Alpe zwei Sennerinnen (Rechtsennin und Bei-
sennin) befinden, wie es übrigens mit Ausnahme Oberinnthals und einiger Alpen Unter-
innthals selten mehr der Fall ist, theilt sich der männliche uud der weibliche Theil des
„Almvolkes" in die Arbeit. Bei größeren Alpen ist das Personal natürlich größer. Da
gibt es außer dem Senner, der je nach der Landschaft auch Welcher, Kaferer, in Passeier
Schaffer heißt, noch einen Halbkaferer, mehrere Hirten, den „Galterer", dem das Galt-
vieh oder auch die Rosse unterstehen, den Ochsner oder Stierhirten, der die Ochsen, und
den Schafer, der die Schafe zu überwachen hat. Dazu kommt noch der Putzer oder Graser,
dem die Reinigung der Alpe obliegt. Auf solche» größereu Almen geht es dann auch
lebendiger und lustiger zu als auf kleineren, besonders wenn auch lebensfrische Sennerinnen
da sind und andere Alpen sich in der Nähe befinden, deren Hirten zum nächtlichen Besnch
kommen. Da wiederhallt dann oft bis zum Morgengrauen die enge Sennhütte beim Zither-
schlag vom Gestampfe der Tanzenden oder vom melodischen Gesang der Burschen uud
Dirnen, während der Enzian der nahen Brennhütte das Blut in Wallung bringt. Mit
dem Thale ist wenig Verkehr. Nachricht bringt mir hier und da der Bauer, weuu er nach-
sehen kommt, ob Alles in Ordnung, oder der Geißer, der seine klingelnde Herde täglich
herauftreilit und den neuesten Dorfklatsch mittheilt. Sonst verläuft mit Ausnahme der
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch