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der Nebenmundarten ist nicht leicht möglich, weil sie oft in einander übergreifen. Im
Allgemeinen unterscheiden sich wesentlich: 1. Die Pusterthaler Mundart, wozu auch das
Zillerthal gerechnet werden kann. Die Grenze bildet so ziemlich die Wasserscheide auf
dem Toblacher Feld. 2. Die der Rienz zugekehrten Thäler Gsieß, Antholz nnd Taufers
mit dem bis gegen Brixen reichenden Gebiete. 3. Die Dialecte im Eisackthal, Sarnthal
und in der Umgebung von Bozen und Meran. 4. Der Dialect des Passeierthals. 5. Die
Ultner und die Bewohner des rechten Etschusers bis gegen Eppan. 6. Der Mittel-Jnn-
thaler und Wippthaler Dialect, der von Schwaz bis Zirl reicht und durchs Wippthal über
den Brenner bis gegen Mittewald bei Sterzing sich erstreckt. Endlich 7. die Dialecte der
sporadischen deutschen Gemeinden in Wälschtirol.
Allein auch innerhalb dieser kleineren Gruppen sind die Verschiedenheiten bedeutend,
allerdings mehr in Bezug auf den Vocalismus. Überhaupt sind die Consonantenverschieden-
heiten in allen Tiroler Dialecten nicht sehr bedeutend. So z. B. wird die Tennis in
einigen Gegenden weich, anderswo die Media hart oder aspirirt gesprochen, manche
Consonanten werden verschlissen oder fallen am Schluß ganz ab, nach r hört man da
ein ch, dort ein fch, anch Vertauschung der Consonanten und Umstellung kommt vor.
Z. B. Vöda Vater, Muoda Mutter, dusch'n krachen, höd hat, kröd oder ghöd gerade, müad
müsset, dawöhn erwehren, liad ließt, küh, ka oder kü kann, haouu Horn, thun Thurm, huazat
Hochzeit, lo laß, tröth trägt, schlöth schlägt, earchd oder earschd Erde, kastl Kartet ^
Kärtchen, worscht Wort, dlei gleich, mir wir, dnna genug, hell sell ---- dasselbe, regiliuu
Religion, übalor überall, d'stond'u gestanden und dergleichen.
Mannigfaltig ist der Vocalwechsel. Es können im folgenden nur einige Proben
gegeben werden. Neuhochdeutsch a lautet wie ä, o, u, ö, öe, oi, in unbetonten Silben
auch wie i. Z. B. gässe, saß, fäll, sög'u, srvg'n, klög'n, jo, hon habe, holt halt, lond, obar
aber, wieder, saldot, norre Narr, bekonnt bekannt, gelöt gelassen, gehöt gehabt, süm oder söm
Same, nüm Name, fün Fahne, mög mag, söth sagt, görrazarch, anderswo gäritzer kleiner
Schreier (Kind), amöel einmal, hoilt halt, goill Galle, boill bald — sobald, sämstig
Samstag, werchtig Werktag, käwisser Käsewasser, Molken. Neuhochdeutsch ä lautet wie
a, e, ü, ai. Z. B. zach zähe, mäder Mähder, wär wäre, Wasser, hatt hätte, gwerst gewährt,
gfürscht Gefährte, Hai hätte. Neuhochdeutsch ai lautet wie äa oder ä. Z. B. bäar Baier,
räau Rain, käaser Kaiser, bärisch bairisch. Neuhochdeutsch au bleibt oder lautet wie a, o,
6w. Z. B. lab Laub, stäb Staub, as auf, a auch, rochu rauchen, glob glaube, blöw blau,
low lau, vga Augen. Neuhochdeutsch äu lautet wie ai, o. Z. B. gebaide, böm Bäume.
Neuhochdeutsch e lautet wie öe, ö, o, öi, ai, ea, a. Z. B. möer mehr, smöer Schmer, öppas
etwas, dönn denn, ston stehen, goth geht, möir Meer, soign Segen, wöig Weg, gamsail
Gamsel, stearn Stern, gcat geht, feartn voriges Jahr, as es, das, vardriass'n verdrießen.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch