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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 304 -
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304 geborenen, weil das Christkind herumgeht und alle neugeborenen Kinder küßt. Dem Vieh im Stall, welches natürlich in dieser Nacht auch reden kann wie anderswo, wird besseres und reichlicheres Futter verabreicht; die Christmesse wird in Wälschtirol nicht erst um Mitternacht, sondern am Abend vorher gefeiert. Der deutsche Christbaum ist fast unbekannt, da an sehr vielen Orten junge Fichten eben nicht zu beschaffen wären. k'elice capo ck'annc» — glückliches neues Jahr! So schallt auch in Wälschtirol der laute Ruf herumziehender Kinder, welche eine Gabe erhalten wollen. In der Gegend von Pergine pflegten einst die Hausväter in der Neujahrsnacht den Himmel zu betrachten und aus dem Stande der Gestirne Ehen, Geburten und Todfülle, auch Witterung und Fruchtbarkeit des kommenden Jahres mit gewichtigem Ernst vorherzusagen. Um das Fest der heiligen drei Könige war und ist noch theilweise auch in Wälschtirol das bekannte Sternsingen üblich. Gaben, welche die Kinder dabei oder anch innerhalb der ganzen Weihnachtszeit für das Singen und Glückwünschen erhalten, auch die Lieder selbst heißen deneZate oder begkenale (bi^kenate), ein Wort, welches von den Anfangsworten eines alten Liedes — ,cant«z al den eii's nato" — herstammen soll. Am Fest des heiligen Einsiedlers Antonius (16. Januar), des Patrons des Haus- viehs, werden in den Dörfern Vieh und Ställe vom Ortsgeistlichen gesegnet. Im Fasching geht es auch in Wälschtirol oft lustig her und fehlen ergötzliche Aufzüge und Spiele nicht. Heiraten werden gern in diese Zeit verlegt; das Begraben oder Ver- brennen des Faschings kommt wie anderwärts vor. Das interessanteste aller Faschingsspiele war einst jedenfalls das der Cinsi-Gobbi in Trient, welches zum letzten Mal im Jahre 1857, früher aber in der Regel jährlich zweimal auf öffentlichen Plätzen gehalten wurde. Es betheiligten sich darau jedesmal mindestens 150 bis 200 Personen, welche sich in zwei Gruppen, die Ciusi und die Gobbi, theilten. Letztere bäuerlich gekleidet, bildeten einen großen Kreis und faßten einer den andern gegenseitig an den starken Gürteln, welche sie um den Leib geschlungen hatten. In ihrer Mitte staud ihr König; er hatte eine schöne gelbe Polenta zu kochen und zu bewachen, sowie seine Befehle zu ertheilen. Um den Kreis hernm schwärmten die harlekin- artig weiß, gelb und roth gekleideten Ciusi, deren Aufgabe es war, den Kreis der Gobbi zu sprengen und die Polenta zu erraffen. Auch sie hatten einen König, welcher die Angriffe befahl uud leitete; zudem bestand für streitige Fälle ein Schiedsgericht und wurde jeder Theilnehmer vorher untersucht, ob er keine Stichwaffe bei sich trage. Ein Cinso legte seine Arme um die Arme zweier sich gegeuseitig an den Gürteln haltender Gobbi und es folgte unter Lärm und Geschrei ein gewaltiges Ziehen und Zerren, wobei an den angreifenden Ciuso wieder zwei andere und an diese wieder andere sich hängten. So gingen die Angriffe auch auf mehreren Seiten fort. Nur sehr selten soll es auch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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