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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 310 -
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310 des Fürsten selbst für nothwendig. Nun steigt der Lärm der hochvergnügten Zuschauer auf das höchste, deuu nun kommt der Fürst selbst auf einem halbzerbrochenen Wagen, welcher von den magersten Rindern, die im Dorfe auszutreiben waren, gezogen wird, oder auf einem Schlitten, sorgfältig eingehüllt, um von den Fliegen nicht belästigt zu werden. Laugsam besteigt er die Bühne und setzt sich auf den Thron. Nachdem er den Fall ver- nommen, ergreist er selbst das Wort und erklärt, es sei ihm zwar höchst unlieb, die schönste Perle seines Staates verlieren zu müssen, er wolle sich aber den Gebräuchen civilisirter Staaten fügen. Er befiehlt, die Gefangenen freizulassen, ihnen den Paß auszufertigen und sie über die Grenze zu führen, worauf er sich unter ungeheurem Jubel des Volkes wieder zurückzieht und abfährt, wie er gekommen ist. Sofort wird von der fürstlichen Hofkanzlei der Paß mit allen möglichen Witzen und Possen ausgefertigt uud die Comödie findet ihr Nachspiel in den Wirthshäusern. So unterhält sich das gutmüthige ladiuische Völklein in Fassa in seiner Weise. Bei seinen Nachbarn, den Buchensteinern, dauert eine Hochzeit wohl auch gar drei Tage uud drei Nächte fort und wird auf der Tenne des Stadels getanzt, wobei das Hausvieh, welches den Lärm nicht vertragen könnte, in andere Ställe eingelegt wird. Die Ladiner sind überhaupt große Freunde des Tanzes. Im Bezirk Enueberg gab es einst kaum ein Dorf, welches nicht seinen Tanzstadel, den sogenannten Pajuug (wohl die ladiuische Form des Wortes Pavillon) hatte. In demselben wurde nicht uur bei Hochzeiten, sondern anch an Sonn- und Festtagen unter Aufsicht eines eigens bestellten Platzmeisters getanzt. Der Pajnng war nichts Anderes als eine viereckige Tenne mit einer hohen das Dach tragenden Säule in der Mitte. Verschmähte Liebe thut weh. Weun ein Mädchen in Rendena einen anständigen Bewerber abweist, sich übermüthig benimmt und spöttische Nachreden über ihn führt, so lauert ihr der Gekränkte auf, bis er sie irgendwo allein trisst, in seiner Hand blitzt eine neu geschliffene Schere und die schönen Haarflechten des Mädchens fallen zn Boden. Diese Rache heißt la dullaäa, sie bleibt nicht ohne Folgen. Die Betroffene kann bereuen uud sich bessern, es kann aber auch der Fall sein, daß sie keinen Mann mehr bekommt. Man geht nicht mit einer Anklage zu Gericht, aber es ist auch schon von Verwandten an solchen Zopfabschneidern blutige Rache genommen worden. Etwas harmloser und ländlich derb ist gleichfalls in Rendena eine andere Art, verschmähte Liebe zu rächeu. Ju der Nacht werden von der Schwelle des Hauses, in welchem die spröde Schöne wohnt, mit ausgestreutem Sägmehl Wege zu allen auffindbaren Düngerhaufen des Ortes bezeichnet. Wie überall wird auch Witwern, welche sich wieder verheiraten, durch eine oder mehrere Nächte hindurch mit Pfannen, Deckeln, Schellen, Bockshörnern u. f. w. eine gräß- liche Musik gebracht, welche maecalu? oder smaoealu? (in Italien Is seampanate) heißt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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