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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 320 -
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320 schaden. Der geneigte Leser hat sicher genug; er denke sich nur noch die Furcht, mit welcher ein «och altgläubiger Älpler, Holzhauer oder Grasmäher iu dunkler Nacht etwa diese ver- rufene Strecke des Val Ginova beschreiten mag! Es mag wohl auch keinen etwas auffälligeren See geben, an welchen sich nicht irgend eine Sage knüpft. Vom Bergsee Lago santo ober Civezzano, nordöstlich von Trient, berichtet Mariani die Sage, es sei darin ein Dorf mit seiner Kirche versunken, er werde aber einmal ausbrechen und Trient überfluten. Ein kleiner See in Lavarone liegt an der Stelle einer schönen Wiese, um welche sich zwei Brüder heftig stritten, aber am Morgen, an welchem sie sich dort zum Zweikampf treffen wollten, war die Wiese versunken. Der schöne See iu Val di Ledro soll einst bis auf die höchsten Berge gereicht haben; dort seien iu den Felsen noch die Eisenringe eingeschlagen, an denen die Schiffe angebunden wurden. Bei den Ladinern gibt es mehrere Bergseen, aus denen öfters dumpfes Brausen wie ferner Donner sich hören läßt, weil die auf ihrem Grunde liegenden Drachen sich heftig rühren und mit einander kämpfen. Früher flogen sie auch feurig leuchtend in der Nacht von einem See zum anderen und zogen Schafe und Rinder in den Grund; seit mau aber Kreuze hingestellt hat, hört man davon nichts mehr. Auch in Gröben ist ein Bergsee Lago santo; dort stand einst eine Kapelle, bei welcher Hirten argen Unfug trieben. Da versank sie sammt den Hirten und es entstand der See. Solcher Sagen gäbe es noch manche; da aber in denselben keine reizende Seefräulein und Nixen vorkommen, mag das Mitgetheilte genügen. Auch der verschwundene Bergwerkssegen älterer Zeit hat Volkssagen geschaffen. Dabei handelt es sich aber nach dem Volksglauben immer nur um reines Gold, nie um unedlere Metalle, wie Silber, Eisen oder Blei. Die Bergwerke sind verfallen, weil die Menschen zu übermüthig mit goldenen Kugeln zu spielen pflegten. Es gibt auch in Wälschtirol volksthümliche alte Heilige, welche die Sage mit ihren Blüten umsponnen hat. Eine der merkwürdigsten Legenden ist die des heiligen Julian in Rendena. Ein junger reicher Herr soll er bei Nacht in ungestümer Hitze, ohne es zu wollen und zu ahnen, an seinen Eltern zum Mörder geworden sein. Da zog er sich, um Buße zu üben, hinter Pinzolo in eine Bergwildniß an einem zwischen dunkeln Tannen- wäldern gelegenen See so weit zurück, daß er die Hähne nicht mehr krähen und die Glocken nicht mehr läuten hörte. Doch die Diener der Gerechtigkeit ereilten ihn auch dort uud warfen ihn, mit lebenden Schlangen in einen mit Steinen beschwerten Sack genäht, in den See. Aber der Sack sank nicht unter und wurde von einem sanften Windhauch an das Ufer getrieben. Als man ihn öffnete, fand man Julian in ruhigem Schlafe, die Schlaugen hatten sich um ihn gewunden und beleckten sanft seine Brust. Da wurde er losgebunden und ruhig in der Wildniß belassen, wo er ein langes hartes Büßerleben führte. Als nach
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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