Seite - 321 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13

321 vielen Jahren einmal im Winter ein Mann dort vorüberkam, erblickte er mitten im Schnee am Ufer des Sees einen grünenden und blühenden Ahorn, unter welchem die verklärte Leiche des frommen Büßers lag. Auf die Kunde davon eilte das Volk dorthin; man begrub ihn ehrenvoll und erbaute dort eine Kapelle. Diese, später wohl öfter umgebaut, steht noch dort, in ihr die hölzerne Statne des Heiligen, welcher eine Schlange in der Hand hält. Parolot (Kesselflicker) aus Val di Sole. Jährlich wird dort in den ersten Tagen des Monats August sein Fest gefeiert. Neben der Kapelle quillt eiu heilkräftiges Wässerleiu; es gibt in der dortigen Gegend keine giftigen Schlangen, selbst wenn man ein Steinchen von dort bei sich trägt, ist man nach dem Volksglauben gegen den Biß giftiger Schlangen gesichert. Einsiedler hat es in Wälschtirol an manchen Orten bis in die neuere Zeit herauf viele gegeben uud es ließe sich Manches darüber berichten. Waren die einen wirklich fromm lebende, dazu auch uoch kluge und erfahrene Männer, deren Rath und Beihilfe vom Volk oft gesucht wurde, so fehlte es auch nicht an anderen, welche aus guten Gründen dem Witz und Spott des Volkes verfielen. Tirol und Vorarlberg. 21