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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 338 -
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338 Dialect und Dialectdichtnng der Italiener in Tirol. „Jede Provinz liebt ihren Dialeet: denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele ihren Athem schöpft." So schrieb Goethe mit Recht in den Tage- büchern über seine Erlebnisse (Aus meinem Leben, VI. Buch). Das Wichtigste in einer Sprache ist die selbständige Entwicklung, die unmittel- bare Darstellung des Gedankens, und wo immer diese Eigenschaften der Sprache fehlen, kann das Volk seine Gedanken nicht gut ausdrücken und stößt wohl anch im Denken selbst auf Hindernisse. Der Dialeet schöpft eben ans dem lebendigen Gebranch jene Biegsamkeit, jene Gewandtheit, jene markige Kraft und jene staunenerregende Fein- heit in der Auffassung selbst der geringsten Begriffsunterschiede, die man leider oft in der edleren Sprechweise vermißt. Daher dürfen wir, wie groß auch die Vortheile der vollkommenen Gleichförmigkeit der volksthümlichen Sprechweisen mit der Schrift- sprache in einem ganzen Lande scheinen mögen, doch nicht den vollständigen Sieg der letzteren über die verschiedenen Mnndarten herbeiwünschen, wenn anch dieser Sieg vielleicht möglich wäre. Wälschtirol hat wie jede andere Gegend seine Mundarten, seine Unter- und Neben- mundarten. Die eine uud die andere Mundart kann sich einer eigenen Literatur rühmen, welche theils vom Volke selbst geschaffen und theils die Frucht des Fleißes und der Arbeit von bekannten Verfassern ist. Allerdings ist es richtig, daß die Unterschiede der mundartlichen Sprechweisen desto mehr verschwinden, je größer der Einfluß der Kanzelsprache, der Schulsprache, der Sprache der Beamten nnd der gebildeten Leute im Allgemeinen wird und je mehr die Einwohner der verschiedenen Thäler, Städte und Ortschaften des italienischen Theils des Kronlandes Gelegenheit haben mit einander zu verkehren. Die Dialecte aber werden deßwegen nicht ganz aussterben, und wenn auch die mundartlichen Denkmäler immer seltener werden, wird man nichtsdestoweniger jene, welche uns verbleiben, als Hilfsmittel benützen, um sprachliche und ethnographische Fragen klarzustellen und die natürlichen Anlagen, die Cultur und die sittlichen und gesellschaftlichen Zustände jener Orte, wo sie geschaffen wurden, richtig zu beurtheilen. Um die Erforschung der Mundarten und um die mundartliche Literatur Wälschtirols machten sich vor allen verdient: Giuseppe Valeriana Vannetti von Rovereto noch im vergangenen Jahrhundert und in der Nenzeit Aseoli, Azzolini, Boehmer, Gärtner, Malsatti , Agostiuo Perini , Schneller, Sulzer und mehrere gelehrte Trientiner, die ihre Arbeiten nach und nach im „^rellivio l'rentino" nnd im ,^nnuaric> ckella soei^tä 6e»Ii alpinisti triäentini" veröffentlichten, welche zwei periodische Schriften
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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