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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 348 -
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348 blühender werden die ladinischen Sprachverhältnisse. Die Sellagruppe muß überhaupt als jeuer Stock bezeichnet werden, an dessen Fuße kranzförmig rings herum das Ladiuische Tirols sich in einem fast ganz reinen und unverfälschten Colorit bis auf die Gegenwart erhalten hat; am Fuße der südlichen Abstürze beginnt das obere Fassathal, im Westen Groden und im Norden das Sprachgebiet der Gader oder Euueberg; in diesen drei Thälern wird das Ladinische am reinsten gesprochen; in Buchenstein dagegen, welches am Fuße der südöstlichen Sellagrnppe-Abstürze beginnt und von da in südöstlicher Richtung aus beiden Seiten des Cordevole in Form abschüssiger und steiler Lehnen sich bis zum venetiauischeu Gebiete hinzieht, zeigt das Idiom, wenn auch im Ganzen ladinische Sprachverhältnisse überwiegen, namentlich rücksichtlich der Flexion und des Wortschatzes schon bedeutende Spuren venetiauischeu Einflusses; dies gilt vorzüglich von der Mundart von Colle Santa Lucia, welche wie das Idiom des Boitagebietes oder Ampezzos mit den cadorinischen Mischdialecten als Übergangsstufe zum Friaulischeu bezeichnet werden muß. Die Zahl der Ladiuer Tirols beträgt, wenn man von den Mischdialecten absieht, ungefähr 15.828, von denen 4.000 auf Faffa, 3.679 auf Gröben, 6.067 auf Euueberg und 2.082 auf Buchenstein mit Ausschluß von Colle Santa Lucia entfallen. Die Alpengegenden Tirols, in denen heute mehr oder weniger rein ladinische Idiome gesprochen werden, bildeten einstens einen Theil der römischen Provinz Rhätia, die nach den hier von den Römern bereits vorgefundenen Bewohnern, den Rhätern, genannt wurde. Über den Zeitpunkt der Romanisirnng der heutigen ladinischen Hochthäler Tirols haben wir zwar keine bestimmte Kunde, doch muß dies zur Zeit der Einwanderung der Bajnvaren um die Mitte des VI. Jahrhunderts bereits der Fall gewesen sein. Auch ist es mehr als wahrscheinlich, daß infolge der bajuvarifchen Invasion die Römer der Hauptthäler Tirols in die rhätischeu Hochthäler sich zurückzogen, das dort schon herrschende romanische Element verstärkten und die Überreste der rhätischen Urbevölkerung absorbirten, was umso leichter geschehen konnte, als gleichzeitig Flüchtlinge aus Italien vor den Gräneln der Kriege zwischen Gothen und Byzantinern in den sicheren Bergen Rhätiens Schutz und Zuflucht suchten. Daß aber das romanische Element trotz der Flutheu germanischer Invasion in den rhätischen Bergen bis auf die Gegenwart sich erhalten konnte, hat seinen Hauptgrund in der Abgeschlossenheit der Alpenthäler und im starren, unbeugsamen Festhalten der Bewohner an dem Althergebrachten. Damit hängt es aber anderseits auch unstreitig zusammen, daß die ladinischen Idiome, wiewohl alle aus dem Volkslatein hervor- gegangen und daher unter einander innigst verwandt sind, dennoch zu keiner einheitlichen Sprachform gelangten, und zwar umfoweniger, als es an einem politischen oder cultnrellen Centrum diesen kleinen Volkssplittern fehlte, die, von numerisch und cultur-
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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