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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 355 -
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355 wo das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit herrscht, dieses Bewußtsein fehlt aber den Ladinern Tirols aus den bereits angedeuteten Gründen. Auch scheint es an Begeben- heiten gefehlt zu haben, die sich in historischen Volksliedern hätten spiegeln können; nicht einmal das Liebeslied, welches ja bekanntlich den größten Theil der Volkslieder in anderen Ländern auszumachen pflegt, hat in Ladiuieu ein Heim gefunden, ebensowenig das Jäger- lied. Am meisten zu Ehren sind Gelegenheitsgedichte gekommen; in dieser Hinsicht können einige poetische Versuche gelegentlich des Regierungsantritts des Fürstbischofs von Trient, des Grafen Vigilius Thun, aus dem Jahre 1776 im Nousberger Dialect von einem gewissen Nardoleo Cireio und Siel da Cles erwähnt werden; in derselben Mnndart besitzen wir einige Hochzeitslieder, darunter eines aus dem Jahre 1777 von Siel da Cles, das Bezug hat auf die Heirat eines Grafen Matthäus Thun. Audere poetische Versuche, theils Primiz-, theils Jnstalliruugslieder, die sich fast ausschließlich auf Nousthal und Enneberg beschränken, verdienen höchstens in sprachlicher Hinsicht Erwähnung. Die einzige poetische Erscheiuuug von einiger Bedeutung auf dem ladiuischeu Sprachgebiete Tirols sind die 1885 in Innsbruck herausgegebene» ,kiines 1,aäiries«. Der Vers-, Reim- und Strophenbau der erwähnten Versuche lehnt sich an das Italienische an. Volksleben in Vorarlberg. Es ist nicht leicht, den Charakter der Vorarlberger als eine» einheitlichen zu kenn- zeichnen; die Bewohner des kleinen Landes sind ja weder gleicher Abstammung, noch gehörten alle bis in uuser Jahrhundert herein dem nämlichen Staate an, überdies erfreuten sich auch die einzelnen Gerichte der österreichischen Herrschaften infolge ihrer mannigfaltig abgestuften Freiheiten und Rechte eiuer gauz eigenthümlichen Entwicklung. Die Gliederung des Gebietes iu Thalschaften, die Gegensätze des Klimas, die Verschiedenheit der Beschäfti- gung und Lebensweise in deu Bergen und im tiefer gelegenen „Lande" war hier wie überall von einschneidender Wirkung. Und doch läßt sich ein gemeinsames Gepräge des Völkchens nicht verkennen. Das Alamannenthum hat den Romanismus des südlichen Churwalheugaus gänzlich bezwungen; die eingewanderten Walser haben bei diesem Vor- gang redlich mitgeholfen und müssen selbst als ein wichtiger Bruchtheil alamauuischen Volksthums gelten. Ist das schwäbische Wesen nichts Anderes als eine Abschwächuug des alamannischen, so macht sich diese hier nur im äußersten Norden bemerkbar; im Osteu aber hielt eine hohe Gebirgsmaner von je die Einwirkung tirolischer Art fern. Auf den alten Landtagen gab es nur Bürger nnd Bauern, Adel uud Geistlichkeit waren dort unbekannt. Dieser Umstand, reichlich zugemessene Freiheiten, die Möglichkeit einer selbst- ständigen Ausgestaltung der kleinen Geineinwesen und die Nachbarschaft vieler Reichs-
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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