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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 369 -
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369 Manche Züge der Riesensagen begegnen uns wieder in Teufelsgeschichten. Allgemein ver- breitet sind die Erzählungen von Hexen. Als Zusammenkunftsorte derselben gelten die Annalpe bei Au, die Wildkirche an der Kauisfluh, die Winterstaude, das Wolfurter Feld, die Emserreute, der Hexenstein über Bürs und besonders der Zamang im Montavon. Neben der Mythe hat sich auch die geschichtliche Sage entwickelt. Den ältesten Zeitraum vertreten die Legenden von St. Fridolin vor dem Gericht zu Rankweil, vom heiligen Gallus und von St. Gerold. Die Treue der Vorarlberger, die Liebe zum Herrscherhause empfängt den schönsten Ausdruck im Bericht von der freundlichen Auf- nahme des flüchtigen Herzogs Friedel zu Bludeuz. Jeder der vier Hauptkriege, die das Land betrafen, wird durch Sagen geschmückt: im Appenzeller Krieg rettet die Bettlerin Gnta Bregenz; im Schwabenkrieg hat der Verrath des Uli Mariss den Verlust der Schlacht von Frastanz im Gefolge; gegen die Schweden erringen die Wälderinnen auf wunderbare Weise den Sieg an der „rothen Egg", nachdem jene durch den Verrath eines später in den „Klushund" verzauberten Lochauers Bregenz gewonnen; vom Übermuth der Franzosen endlich zeugt das geschändete Bildstöcklein auf der Losen. Weniger ergiebige Ausbeute liefert die Schürfung auf dem Boden des Volks- schauspiels uud des Volksliedes. Rudolf, der letzte Graf von Montfort-Feldkirch, ergötzte sich mit den Bürgern seiner Stadt an vielfacher löblicher Kurzweil; 1389 führten sie auf dem Gottesacker der Pfarrkirche ein Osterspiel auf „schön und kostlich, welches in die drei Tag gewehret". Das Passionsspiel wurde an mehreren Orten gepflegt, z. B. in Blndesch und Schoppernan. Am meisten scheint auf diesem Gebiete Mittelberg geleistet zu haben. Dort wurde als erstes Stück 1722 „Der arme Lazarus und der reiche Prasser" gegeben. Die Passion wurde zum erstenmal 1724 und dann von 1726 bis 1798 dreinnd- sechzigmal gespielt. Die Feier umfaßte zwei Tage. Am Mittwoch der Charwoche wurde das eigentliche Passionsspiel in dem vergrößerten Tanzhaus aufgeführt, am Grün- donnerstag die „Kreuzigung", die Passionsprocession, abgehalten. Viele Zuschauer, die aus Baiern, dem Walde und vom Tannberge herbeikamen, erfüllten den Kirchplatz. Im Festzuge prangten unter andern die drei Kriegsfahnen der Mittelberger. Eigene „Komede- vögte" hatten das Spiel zu leiten. Es wurden auch Stücke von Sebastian Sailer und andere derb komische dargeboten. Die josefinische und baierische Zeit erwiesen sich dem Brauche ungünstig. 1820 wurde noch Janns „Sieg der Religion" gespielt und erst 1890 mit einem „Ägyptischen Josef" an diese alten Bestrebungen wieder angeknüpft. Man hört im Volke Vorarlbergs zwar zuweilen vierzeilige „G'sätzle" (Schnader- hüpseln), sie dürften jedoch allzumal aus Tirol und der Schweiz bezogen und nur sprachlich zurechtgerückt sein. Auch andere Gattungen des Volksliedes fehlen. Dafür hat sich eine ziemlich reiche mundartliche Dichtung entwickelt, die einigermaßen als Ersatz der Tirol und Vorarlberg. 24
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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