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am Conservatorinm erhielt, die er bis zu seinem am 4. März 1839 erfolgten Tode
bekleidete. Außer vielen Compositionen für Clavier allein und für Clavier und Violine
hielten sich lange Zeit zwei einactige Opern auf dem Repertoire der Opera comique.
Am Ende des vorigen Jahrhunderts pflegte der Hofcaplau uud Dommusikus zu Brixeu
Michael Widmann (1757 bis 1797) neben der kirchlichen Musik auch uoch die weltliche,
und zwar compouirte er kurze deutsche Singspiele, die mit vielem Beifall aufgenommen
wurden.
Zu Sterzing erblickte am 8. Mai 1778 Johannes Gänsbacher, der „Körner
Tirols", das Licht der Welt. Er kam als Sängerknabe zuerst an die St. Jakobskirche in
Innsbruck, später als solcher nach Hall. Als Student an der Jnnsbrncker Universität
mit einem Musikstipendium bedacht, stellte er sich im Kriegsjahre 1796 in die Reihen der
Exemten, wie die Studentencompagnie genannt wurde. In dem Gefecht bei Spinges am
2. April 1797 that er sich so sehr hervor, daß ihm ein Commaudo über mehr als
300 Landesvertheidiger übertragen und die goldene Medaille verliehen wurde. Neuerdings
focht er bei Taufers im Vintschgau, wo General Bellegarde den Franzosen heimleuchtete,
auf das tapferste mit. Im Jahre 1801 vollendete Gänsbacher die Jura, folgte aber dem
Zug seines Herzens, das ihn der Tonkunst in die Arme trieb, und wagte die Reise nach
Wien, wo ihn der berühmte Abbe Vogler als Schüler aufnahm und wo er sich mit dessen
berühmterem Schüler, Karl Maria von Weber, innig befreundete. Auch nahm er bei
Albrechtsberger Unterricht im Contrapunkt. Von Darmstadt, wohin er sich neuerdings zu
AM Vogler, damals großherzoglichem Hofkapellmeister, begab und wo er mit Meyerbeer
und neuerdings mit Karl Maria von Weber zusammentraf, rief ihn das Kriegsjahr 1813 ab.
Abermals vertauschte er die Geige mit dem Schwert. In Klagenfurt reihte er sich den 1809
und 1810 versprengten Tirolern ein und zog dann als Lieutenant der ersten Tiroler
Schützencompagnie im Feuner'schen Corps unter siegreichen Gefechten nach Sterzing, das
er bis zur Beendigung des Feldzuges iu Tirol besetzte. Die Kriegsjahre 1813 und 1815,
in welch letzterem Jahre Gänsbacher Oberlieutenant des neuerrichteten Kaiserjäger-
regiments war, brachten ihm das Kanonenkreuz und die große goldene Civil-Ehren-
medaille ein. Nach beendigtem Kriege lebte Gänsbacher als Oberlieutenant in Innsbruck.
Doch behagte in der Friedenszeit dem muthigen Kämpfer der Waffenrock nicht mehr. Als
daher 1823 der Domkapellmeister zu St. Stefan in Wien I. Preindl starb, kam
Gänsbacher, von seinen Wiener Freunden dazu aufgefordert, um die erledigte Stelle
ein. Er erhielt sie auch und bekleidete sie bis an seinen am 13. Juli 1844 erfolgten
Tod. Zu den Großmeistern der Tonkunst gleich seinen Jugendfreunden Weber und
Meyerbeer gehört Gänsbacher nicht. Aber ebenso gewiß gebührt ihm in der Reihe der
kleineren Meister ein ehrenvoller Rang, den er nicht nur durch die technische Gediegenheit
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch