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Musikunterricht und Musikausübung erfreueu sich in Tirol und Vorarlberg einer
gesunden und regen Pflege. Bis gegen das Ende des XVI. Jahrhunderts war allerdings
der gregorianische Choral die einzige Kunstmusik in den Kirchen von Tirol und Vorarlberg
und hat sich die „Currende" durch die Bestrebungen der seit dem XVII.- Jahrhundert iu
Feldkirch angesiedelten Jesuiten bis zum Jahre 1805 in dem genannten vorarlbergischen
Städtchen unter dem Namen „Gregorisingen" erhalten. Bei Hoffesten machten die Hof-
trompeter und Pauker den erforderlichen Lärm. So wurden in Brixen, als die Bischöfe
noch souveräne Fürsten waren und einen ausgedehnten Hofstaat hielten, namentlich Bläser
bevorzugt wegen der Entraden in der Domkirche beim Einzug des Bischofs. Ähnlich
werden es auch die Trieutiner Bischöfe gehalten haben.
Auf dem Laude wurde der Gesangsunterricht mit specieller Bestimmung für die
Kirche an den verschiedenen Pfarr-, Stift- und Klofterschuleu ertheilt, so in dem Bene-
dietiner-Stist Mehrerau in Vorarlberg, zu Fiecht, Wilteu, Stams, Junichen, Marienberg
und Neustift, sowie an den Psarrschnlen zu Schwaz und Bruueck in Tirol. Die Domschule
„Cassiaueum" in Brixen war schon im XV. Jahrhundert für den Unterhalt der Chorknaben
in der Domkirche bestimmt. In Hall bestand seit uralter Zeit eine Pfarrschule mit Musik-
unterricht, während das vou der Erzherzogin Magdalena 1587 gestiftete Katharinenhaus
den Zweck hatte, sechs Kapellknaben für die Musik in der Damenstiftskirche zur Verfügung
zu stellen. In der Landeshauptstadt Tirols scheint sich der gesammte stabile Apparat zur
Versehuug der Kirchenmusik auf einige Sänger und Jnstrnmentalisten in der Pfarrkirche
zu St. Jakob und in der Servitenkirche, sowie auf acht Alumnen der „Nicolaihaus-
Stiftung" und auf das ander Pfarre St. Jakob bestehende uralte Sängerkuaben-Justitut
beschränkt zu haben, welches letztere seit 1831 in die „Pfarrsiugfchule" umgewandelt, die
„Nicolaihaus-Stiftung" aber iu jährliche Handstipeudieu aufgetheilt wurde, deren Besitzer
heute noch die Verpflichtung haben, sich auf dem Musikchor der Universitätskirche beim
akademischen Gottesdienst, dessen musikalischen Theil der Jnnsbrncker Mnsikoerein seit
seinem Bestand versieht, verwenden zn lassen.
Es gab übrigens schon zu Ausaug unseres Jahrhunderts in Tirol viele kleine
Musikschulen, aber keine von Bedeutung. Erst der Jnnsbrncker Musikverein, der als Schul-
uiid Concertiustitut im Jahre 1818 (2. Juni) ins Leben trat, wuchs trotz maucheu
ungünstigen Umständen allmälig zu segeubringender Bedeutung für das musikalische Lebeu
im Lande heran. Seit dem Jahre 1856 steht der Jnnsbrncker Musikverein uuter dem
Protectorat Seiner kaiserlichen Hoheit des Herrn Erzherzogs Karl Ludwig. Er war meist
auch Vorschule oder Muster der anderen in Tirol und Vorarlberg bestehenden Musik-
gesellschaften nud Gesangvereine, so des im Jahre 1854 gegründeten Musikvereins iu
Bozeu mit vorwaltend classischer Richtung, des Männergesangvereins in Brixen und
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch