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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 386 -
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386 faltigsten Tönen gesungen und wie sein großer Vorgänger ist auch er zugleich Dichter ernster Sprüche und Rügen. Man nennt ihn den letzten Minnesänger; wirklich klingen seine Lieder oft an Walther, Neidhart, Hadloub und die provenzalischen Dichter an und in seiner Spruchdichtung begegnen wir ganzen Versen aus Freidanks „Bescheidenheit". Allein er ist nicht blos der Ausläufer einer verblühten Zeit, er ist auch der Bote einer kommenden neuen. Neben den alten Weisen ertönen echt volksthümliche Klänge, die an das Volkslied mit seinem Juchezer gemahueu, und ein oft derber Realismus tritt an die Stelle der alten höfischen Manier. In seinen Lehrgedichten herrscht schon der nüchterne Geist und der trockene Ton des Meistergesanges und auch seine Sprache steht auf der Grenze des Mittelhochdeutschen und des Neuhochdeutschen. Arm ist er als Knabe in die Welt hinausgelaufen und hat die Länder und Völker unseres Erdtheils und weite Strecken Asiens und Afrikas gesehen. Auf seinen abenteuer- lichen Fahrten, die ihm den Namen des tirolischen Odyssens eingetragen haben, hat er sich 1>ie Kenntniß fremder Sprachen erworben, von denen er fast ein Dutzend zu braucheu verstand: ,k>an20j8ek, irweriseti, katldniseti und Kastilien, teutsek, latein, vvindised, lampertised, reu8sisek und romän, die spräek kab iek wenn mir ^erraii." Auch in der Instrumentalmusik besaß er Fertigkeit: „auch kund ich fidlen, trummen, paugkeu, pfeifsen", und sein Tenor fand allenthalben Beifall. Die Compositionen seiner Lieder sind für die Geschichte der Musik von nicht geringerer Bedeutung als ihre Texte für die Geschichte der Literatur. Bald von den höchsten Fürsten ausgezeichnet und vonKöniginnen mit ehrenden Ringlein geschmückt, bald geächtet, gefangen und im Kerker schmachtend, hat er des Lebens Lust und Leid im reichsten Maße gekostet. Und dies volle Menschenleben klingt in seinen Liedern in den mannigfaltigsten Weisen aus. Weder an Reichthum der Töne, uoch an Vielseitigkeit der Begabung kommt ihm sein Zeitgenosse, der Vorarlberger Hugo von Montsort (1357 bis 1423), nahe, bei dem das didaktische Element über die Lyrik, die Prosa über die Poesie schon völlig den Sieg davongetragen hat. Dramatische Aufzüge und Vorstellungen heidnischen Inhalts reichen in Tirol bis in bie frühesten Zeiten zurück. Nach der Ausbreitung des Christenthums traten seit dem XIV. Jahrhundert Darstellungen aus der Lebens- und Leidensgeschichte des Erlösers an ihre Stelle. Nach einer alten Sage wäre Herzog Friedrich mit der leeren Tasche in einem Bauernspiel zu Laudeck aufgetreten und hätte sich dabei als Landesfürsten zu erkennen gegeben. Seit dem XV. Jahrhundert sind uns dramatische Aufführungen in Hall, seit dem XVI. Jahrhundert in Brixen, Bozen und Sterzing bezeugt. Als Leiter der Spiele hat in Bozen der Schulmeister Benedikt Debs aus Ingolstadt, in Sterzing der Maler
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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