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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 399 -
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399 Die italienische Literatur. Die ersten Schriftsteller Wälschtirols waren Geistliche, welche in lateinischer Sprache schrieben, und anch zur Zeit als die italienische Vulgärsprache schon für literarische Arbeiten in Anwendung gekommen war, schrieb man hier, wie anderswo, noch immer in einem mehr oder minder guten Latein. Die älteste italienische Prosa, von der wir zuverlässige Kunde haben, geht bis in das vierzehnte Jahrhundert zurück. Wir meine» statuti e orckinamenti lati e cvpiluti per la tracka^a de Ii batui de l'rento s de tut« lo veseoua«, deren glückliche Entdeckung im Archiv der k. k. Statthalterei in Innsbruck wir Christian Schneller verdanken. Von einem einstigen Eremiten Raniero Fasani aus Perugia um 1258 gegründet, hatten sich die Bruderschaften der Flagellanten, oder wie sie sich auch nannten „viseiplinuti di Kesü Oisw", mit staunenswerther Schnelligkeit von den nmbrischen Bergen über Italien und darüber hinaus in der ganzen Christenheit verbreitet. In Säcke gekleidet, oft auch fast nackt, zogen sie umher, Leute jedes Alters und jedes Standes, und, indem sie sich zum Andenken an das Leiden Christi geißelten und in Strömen Blut und Thränen vergossen, riefen sie in ihren kunstlosen, traurigen Liedern in der Vulgärsprache die göttliche Barmherzigkeit an. Solche Lieder erhielten in der italienischen Literatur die Benennung „I^uude spirituali", das ist „geistliche Lieder". Diese waren zuerst dem Inhalt und der Form uach lyrisch, allein sehr bald ging die lyrische Form in Gesprächsform über, wenn der Inhalt der ,1-uude- es gestattete; die Rollen wurden unter verschiedene Personen vertheilt und auf diese Weise entstanden die sogenannten ,I^aude drainmutieke*. welche die ältesten dramatischen Versuche in der italienischen Vulgärsprache sind. Auch in Wälschtirol wurden solche .I.audk" der .visciplinuti* oder „Lattuti" gesungen und sie gelten dort als das älteste Muster italienischer Volksdichtung, indem sie gleichzeitig mit deu ersten Versuchen in Prosa erschienen. Wir meinen die ,I^uude clei kattuti dikiendena" von einem unbekannten Verfasser, welche im ,^rckivic> l'ientino" vom Dr. August Panizza veröffentlicht wurden. Ein anderes von Desiderio Reich ver- öffentlichtes Schriftwerk in Vulgärprosa aus dem XIV. Jahrhundert bietet die Auszählung der dem Orden der „Ooeiteri" (Kreuzbrüder) zu Trieut verliehenen Ablässe .Indul^entie de totc» lordine de Ii speduli de suncw eroxe, de croxe (!kristi, de la citü de l'rentv''. Wenngleich die italienische Vulgärsprache dieser Sprachdenkmäler noch unentwickelt ist und eine rein mundartliche Färbung hat, wenngleich die Verse der „I.nude" wenig gefeilt sind und Reime enthalten, welche hier uud da nicht einmal Assonanzen sind, muß man doch zugeben, daß es einiger Zeit bedurfte, bis es möglich war, selbst in solcher Weise zu schreiben, und man darf daher wohl vermuthen, daß die ersten literarischen Versuche iu
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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