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Christi in lateinischer Sprache veröffentlichte, wovon eine italienische und eine deutsche
Übersetzung herauskam, und der berühmte Arzt Jppolito Gnarinoni von Trient
(1571 bis 1654), der Leibarzt der Erzherzoginnen Maria Christine und Eleonore und
des Kaisers Ferdinand II., Verfasser mehrerer Werke, in welchen er theils medicinische,
theils moralische und historische Stoffe behandelte.
Bessere Früchte trug die italienische Literatur Wälschtirols im XVIII. Jahrhundert,
insbesondere in der zweiten Hälfte desselben. Der Antrieb zu einer Wiedergeburt der
schönen Wissenschaften ging von Rovereto aus, einer Stadt, die seit jeher deutsche
Gründlichkeit mit toscanischer Anmuth und Lieblichkeit verband und nun die Wiege einer
auserleseueu Schar von Männern wurde, welche eine Ehre in die ursprüngliche Reinheit
ihrer Muttersprache setzten uud sich durch literarische Geisteserzeugnisse verschiedener Art
einen ehrenvollen Ruf begründeten. Namentlich war es die im Jahre 1750 gegründete
Akademie zu Rovereto, welche sich große Verdienste um die Pflege der Sprache erwarb
uud zu liebevoller Behandlung der vaterländischen Geschichte den Anstoß gab. Es
ist die deZIi ^Ziati« (Akademie der Bequemen oder Langsamen,
lateinisch: I^enlorum ^eaäemia), die nach der Sitte der Zeit so benannt wurde, weil die
Akademiker der Überzeugung waren, daß der Geist, um die angestrebte Vollkommenheit
zu erreichen, nicht zur Eile angetrieben werden, sondern allmälig fortschreiten müsse.
Dem Namen entsprach auch das Emblem der Akademie, eine große Schnecke, welche eine
Pyramide hinan kriecht, mit dem Wahlspruch: „Kirmto 'I veärai per vis lun»ke
e Historie."
Die Akademie giug aus bescheidenen Anfängen hervor; ursprünglich war sie uur ein
Privatverein, der im Hause der berühmten Bianca Laura Saibaute (1723 bis 1797)
sich über literarische Gegenstände unterhielt. Mit Josef Valeriau Vauuetti vermählt,
Mutter des gleichfalls berühmten Elementino Vauuetti, verfaßte die hochgebildete Dame
selbst eine Abhandlung über die häusliche Beschäftigung der Frauen in der alten und
neuen Zeit: „Intorno all' c>ccupa?ic»ne ckomeslicu 6eIIe ckonne nei ternpi antielii
o moäerni« und Gedichte (Rime), welche zu Padua 1831 in Druck erschienen sind.
Während früher Girolamo Tartarotti, als er in Rovereto die ckei voäonei-
zu gründen suchte, in der Stadt nur geringe Unterstützung fand, nahm sich diese nunmehr
der neuen Gesellschaft mit um so größerem Eifer an. Wie durch Zauber entstand aus der
ursprünglich nur häuslichen Versammlung ein zahlreicher literarisch-wissenschaftlicher
Verein, welcher die besten Kräfte der Stadt umfaßte. Im April des Jahres 1752 wurden
die Vereins-Satzungen angenommen, kraft deren sich die Gesellschaft in eine förmliche
Akademie verwandelte, deren Zweck darauf gerichtet war, „zum Fortschritt und zur
Verbreitung der Wissenschaften, der schönen Redekünste und der anderen Künste mit-
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch