Seite - 413 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Mit nicht geringerem Erfolge wie die Wissenschaften wurde in unserem Jahrhundert
in Wälschtirol die Dichtkunst gepflegt. Unter den Vertretern der letzteren glänzen Namen
wie Prati , Masfei, Franeesca Lutti, deren sich uicht uur ihr Geburtsland, sondern
die ganze Nationalliteratur rühmen darf.
Giovani Prat i wurde am 27. Jänner 1814 zu Dasindo, einem armen Dorfe
der Jndicarien, geboren. Nach Vollendung der Gymnasial- und Lycealstudien in Trient
besuchte er dem Wunsche seiner Eltern gemäß die Universität Padua, wo er sich aber
mehr der Dichtkunst als dem trockenen Rechtsstudium widmete. Bereits Doetor der
Rechte, vermälte er sich mit Elisa Bassi, einem vornehmen Fränlein aus Trient, welches
alljährlich mit ihren Angehörigen in der Nähe von Dasindo die Sommerzeit zubrachte.
Allein nur fünf Jahre dauerte das häusliche Glück, worauf Elisa mit Hinterlassung einer
einzigen Tochter, der guten Ersilia, starb. Prati begab sich hierauf nach Padua, wo er die
traurige Geschichte einer unglücklichen Liebe hörte, der ein wahres in Venedig geschehenes
Ereigniß zn Grunde lag, und hierüber seine „Lckmenexarcka- mit so großer Kraft und
natürlicher Empfindung dichtete, daß sie Tausende von Herzen höher schlagen machte und
auch jenseits der Etsch in allen italienischen Landen volksthümlich wurde. Von da an
beginnt der Ruf Pratis als großer Dichter, aber bald gesellte sich zum Ruhm der
uuzertreuuliche Begleiter, der Neid, welcher zuerst, jedoch vergeblich, den Versuch machte,
dem Sänger von Dasindo die Originalität abzusprechen, uud sich nachher kein Gewissen
daraus machte, selbst Pratis persönliches und häusliches Leben zu verdächtige». Er aber
ging darüber weg, da er sich rein fühlte, und nachdem er sich in Mailand, wo er festlich
empfangen wurde, niedergelassen hatte, gab er dort im Jahre 1843 drei Bände neuer
Gedichte ,1 (^anti lüriei*, ,1 Lnnti per il ?c>pc»Io" uud ,1.s Lallate" heraus, welche iu
glänzender Weise zeigten, wie fruchtbar Pratis Schöpferkraft war. Prati ahmte iu seinen
Gedichten Bürger, Goethe und andere deutsche Dichter uach, welche er gerne las und
denen er auf diese Art seine Dankbarkeit zollte. Seine Balladen durchziehen Erinnerungen
an die alten Schlösser in Tirol und an den Sagenschatz seiner Heimat, sowie an die Eindrücke
seiner Kindheit. Im Jahre 1844 veröffentlichte er die ^lemoris e I^aerimo«, eine rührende
Elegie in Sonettenform, und mit der Widmung an seine Mutter zwei Bäude ,Xuov>
Lanti". Vou Prati habeu wir ferner die ,?asseZiats sollturie", ,Lar>ti politiei"; drei
große Gedichte (?oemi) ,^rmancko-, ,kio<Zc»Ikc»° und ,^ribsrto-; eiu Bruchstück eines
solchen Gedichtes ,l->a batlaFÜa <1' Imera"; eine lebhafte und zierliche satirische Dichtnng
,8ut!ma e Kruxie"; ,11 <^onte RiZa"; »One Lozzni«, zwei abenteuerliche Wan-
derungen in der classischen Welt Griechenlands und Roms, Dichtungen von classischer
Schönheit; Bruchstücke einer Übersetzung der Aeneide in reimlosen Versen; eine reichhaltige
Sammlung von Sonetten uuter dem Titel ,?sicke* und seinen Schwanengesang ,Isi«Ze".
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch